Intel-Chef prophezeit den jederzeit und ueberall verfuegbaren PC Wordperfect setzt auf PC-Expo neue Massstaebe im Office-Markt

08.07.1994

Von CW-Mitarbeiter Joachim Hackmann

NEW YORK - Auf der PC-Expo in New York bemuehten sich rund 800 Aussteller um die Aufmerksamkeit der 100 000 Besucher. Reges Interesse konnte Wordperfect registrieren. Die Novell-Tochter untermauerte mit drei Versionen der Suite-Loesung "Perfectoffice 3.0" ihren Anspruch auf die Fuehrungsrolle als Microsoft- Konkurrent.

Fuer die Eroeffnungsrede der diesjaehrigen PC-Expo konnte Veranstalter Blenheim Andy Grove, CEO und President von Intel, gewinnen. Grove prophezeite dem PC als Server- und Verbraucherplattform eine grosse Zukunft im Information-Highway.

"Was befaehigt den PC dazu, jederzeit und ueberall verfuegbar zu sein?", fragte Grove das Auditorium und lieferte als Antwort sogleich zwei Thesen:

- Die Massenproduktion soll die Durchsetzung der Computertechnik auch im Soho-Markt vorantreiben. 1999 wuerden rund 100 Millionen Rechner abgesetzt.

- Die Flexibilitaet des PCs. Mit schnelleren Prozessoren, hoeheren Aufloesungen und anwenderfreundlicheren Oberflaechen habe der "darwinistische" PC sich stets veraenderten Einfluessen angepasst.

Der naechste Schritt in der Entwicklung duerfte dem Intel-Chef zufolge die steigende Kommunikationsfaehigkeit sein. "Die Verbindung von PC und ISDN wird das bedeutendste Ereignis im Jahr 1994 sein" so Grove. Der Anwender werde sich nicht mehr mit langsameren Modemloesungen begnuegen wollen.

Bessere PCs fuer mehr Kommunikationsangebote

Die LANs haben in der Vergangenheit in Sachen Geschwindigkeit und leichte Bedienbarkeit nicht mit der Leistungssteigerung der PCs Schritt halten koennen. Loesungen boeten die Hochgeschwindigkeits- Protokolle Fast Ethernet und ATM sowie Desktop-Management-Tools zur leichteren Verwaltung der Netze.

Die enge Verknuepfung zwischen PC- und Kommunikationstechnik fuehrt nach Meinung des Intel-Chefs in den naechsten Jahren zu einer Innovationsspirale: Je staerker das Kommunikationsangebot steige, desto leistungsstaerkere Desktops benoetige der Anwender. "In einer zunehmend digitalisierten Welt, die mit einer starken Kommunikationsinfrastruktur verbunden sein wird", schloss Grove, "wird der PC das Zentrum bilden."

Mit lautem Paukenschlag meldete sich Wordperfect auf dem Softwaremarkt zurueck. Erstmals nach der Uebernahme durch Novell praesentierte das Unternehmen ein neues Softwarepaket.

Highlight unter den drei Wordperfect-Loesungen ist sicherlich das "Perfectoffice Select", ein CD-ROM-Programm, das es dem Anwender erlaubt, sich ein individuelles Office-Paket zusammenzustellen; mit dem Zusatzmodul "Perfectlinks" lassen sich zudem Fremdprodukte wie Lotus 1-2-3 einbinden.

Ausserdem verbesserte Wordperfect die Netzfunktionen. IS-Managern gibt das Unternehmen ein Tool fuer die Installation und Administration des Pakets in die Hand; die User haben per Mausklick Zugriff auf Server und Netzlaufwerke. Weitere Netz- Features liefern das E-Mail-System "Symmetry" und das Workgroup- Tool "Envoy". Beide sind Bestandteil der ab Werk geschnuerten Pakete "Perfectoffice Standard" und "Perfectoffice Professional".

Wordperfect liefert das Standardpaket mit dem Textverarbeitungssystem "Wordperfect", der Tabellenkalkulation "Quattro Pro", dem Praesentations-Tool "Presentations" und der Informationsverwaltung "Infocentral" aus. Die Profiversion enthaelt zudem die Datenbank "Paradox" und das Entwicklungspaket "Visual Appbuilder".

Weiterer Bestandteil des Pakets ist "Perfectfit", eine Iconbar, die alle im jeweiligen Paket integrierten Applikationen zum Schnellstart auflistet. Sie ist um selbstdefinierte Tasks erweiterbar. Zur Erstellung der automatisierten Prozeduren liefert Wordperfect das Tool "Quicktasks" mit. Per Drag and drop kann der Anwender wiederkehrende Ablaeufe wie das Versenden von taeglichen Berichten unter einem Icon zusammenfassen.

Zum Datenaustausch zwischen den Applikationen greift Wordperfect auf OLE 2.0 vom Konkurrenten Microsoft zurueck. Ab 1995, so ein Verantwortlicher des Unternehmens, werde man jedoch Perfectoffice mit Opendoc ausstatten, an deren Entwicklung neben IBM auch Wordperfect selbst beteiligt ist.

Mit der Verfuegbarkeit dieser Schnittstelle, die bereits als Alpha- Version an Software-Entwickler ausgeliefert wird, rechnet Big Blue noch in diesem Jahr. "Anders als OLE", so Leland Reiswig, President der IBM Personal Software Products Division, "ist Opendoc offen und wird in den naechsten 18 Monaten ueber alle Plattformen hinweg angeboten."

Als Neuheit praesentierte IBM OS/2 fuer symmetrisches Multiprocessing (SMP). Das juengste Mitglied der 32-Bit- Betriebssystem-Familie ist fuer Rechner mit bis zu 16 Prozessoren geeignet und soll vor allem bei Anwendungen im CAD/CAM- und wissenschaftlichen Umfeld zum Einsatz kommen. Ein integrierter Dispatcher teilt die Rechnerressourcen den laufenden Applikationen zu, wobei der User den Anwendungen Prioritaeten zuordnen und die Verteilung der Prozessorleistung in einer grafischen Darstellung verfolgen kann.