Institut für Zerstörungsfreie Prüfverfahren, Saarbrücken:Mini Verbund sucht Anschluß an Uni-Rechenzentrum

10.02.1978

SAARBRÜCKEN - Noch in diesem Jahr wird das zur Fraunhofer-Gesellschaft gehörende "Institut für Zerstörungsfreie Prüfverfahren" (IZFP), Saarbrücken, ein aus sechs DEC-Minicomputern bestehendes Verbundnetz an den TR 440-Großrechner der Uni Saarbücken anschließen. Die dafür zusätzlich erforderliche Hardware ist bereits vorhanden. Die Software-Entwicklung läuft auf vollen Touren.

Das IZFP setzt die PDP-11-Minis (sie machten in der vorangegangenen Rechnerauswahlphase das Rennen vor entsprechenden Systemen von Dietz und Hewlett-Packard) seit August 76 ein - hauptsächlich für Ultraschallprüfungen, Schall-Emissionsmessungen sowie für die akustische Holografie. Auftraggeber sind Staat und Industrie.

Zentraler Computer des Mini-Verbundes, der von der Netzwerk-Software "DECnet" gemanagt wird, ist eine PDP-11/50 mit derzeit 224 KB Hauptspeicherkapazität. An peripheren Geräten sind neben Platten, Bändern, Druckern und Plottern insgesamt fünf Bildschirm-Terminals für die interaktive Programmentwicklung in Fortran IV, Basic und Macro 11 angeschlossen.

Von der PDP-11/50 führen je zwei schnelle Verbindungsleitungen (Transferrate: 56 K Baud) und zwei langsamere (9,6 K Baud) zu vier Satellitenrechnern (3x PDP-11/10, 1x PDP-11/34). Ein fünftes Satellitensystem (PDP-11/ 34) ist bereits installiert, aber noch nicht in den Verbund integriert. Hauptaufgabe der Netzwerkrechner ist die Steuerung von Laborversuchen. "Im Rahmen der Ultraschallprüfung untersuchen wir zum Beispiel gerade die Brennkammern des Heißdampf-Reaktors in Großwelzheim", berichtet Diplom-Informatiker Gerd Hamann, wissenschaftlicher Mitarbeiter am IZFP. Für ein nahegelegenes Hüttenwerk entwickeln die Saarbrücker das Modell eines Systems, das es ermöglicht, die aus der Walzstraße kommenden Grobbleche mit Hilfe von Ultraschall auf mögliche Fehler zu prüfen. Bei der Schallemissionsprüfung läßt man auf Metallkörper zunächst - meist ziehende - Kräfte einwirken. Am Körper befestigte "Aufnehmer", die mit einem der Satelliten verbunden sind, registrieren dann, wenn das Metallstück zu reißen beginnt - ein Vorgang, der in seiner Anfangsphase für das menschliche Auge unsichtbar ist. "Auf die Weise kann man zum Beispiel vorhersagen, wann ein Körper unter gegebener Belastung reißen wird", erklärt Hamann.

Die von den Satellitenrechnern während der Experimente erfaßten Daten werden - nach erfolgter Verdichtung und Vorauswertung - zur PDP-11/50 übertragen und dort auf Band gespeichert. Der zentrale DEC-Mini übernimmt dann die Hauptauswertung der Meßergebisse.

Dieser Verarbeitungsablauf hat in jüngster Zeit zu einem erheblichen Engpaß geführt: "Zu 80 Prozent der Zeit ist das Magnetbandgerät mit der Datenaufnahme belegt", kritisiert Hamann,

"denn gleichzeitig müßten eigentlich Auswerteprogramme von bereits vorher auf Band überspielten Daten laufen."

Dieser DV-Flaschenhals sowie die verlockende Fülle an peripheren Geräten im Saarbrücker Uni-Rechenzentrum, das quasi gleich um die Ecke liegt, machte den IZFP-Planern den Entschluß leicht, sich an den universitätseigenen Großrechner TR 440 anzuschließen. Zusätzlich soll das eigene Mini-Netz ausgebaut werden - durch schrittweise Umwandlung der jetzigen PDP-11/10-Systeme in PDP-11/34-Modelle sowie durch die Möglichkeit, über Postleitungen künftig intelligente Terminals auch direkt beim Kunden installieren zu können. Schließlich ist auch ein Anschluß an das Karlsruher Dokumentationssystem "Dosys" geplant, in dem die Daten aller in Zusammenhang mit dem HDR-Reaktor bundesweit durchgeführten Experimente gespeichert sind.