DV-Experte stimmt Anwender auf Integrationskonzept ein:

Insellösungen haben keine Überlebenschance

13.11.1987

MÜNCHEN (CW) - Die DV-Anwender und -Anbieter müssen lernen umzudenken. Wer weiterhin an einer Vielzahl von Insellösungen festhält, verpaßt den Zug in eine moderne DV-Zukunft. Das Gebot der Stunde heißt: Integration. Dieses Fazit zog jetzt David Gomez da Costa, Director und Chief Executive Officer der Manager Software Products Inc, (MSP) anläßlich einer MSP-Benutzertagung in München.

"Jedermann kann inzwischen Brot-und-Butter-Anwendungen schreiben", gab da Costa zu bedenken, "dabei handelt es sich eigentlich um Schnee von gestern. Was heute zählt, ist eine echte Verbindung zwischen verschiedenen DV-Systemen. Die Devise lautet also: weg von den Informationsinseln, hin zu einem integrierten Systemverbund."

Für die IBM-Welt bedeute dies, daß die Systems Application Architecture (SAA) ihren Weg in die Praxis machen werde. Den Anwendern sei deshalb dringend zu empfehlen, sich eingehend mit SNA und SAA auseinanderzusetzen. Da Costa: "Die User werden in den nächsten sieben bis acht Jahren nicht darum herumkommen, ihre Anwendungen gemäß diesen neuen Anforderungen umzuschreiben. Nur dann können sie ihre Produktivität steigern".

Management muß sich für Verbundansatz stark machen

Kernstück eines sinnvoll aufgebauten Informationsverbundes ist für den MSP-Experten eine zentrale Wissensbasis Darüber hinaus fordert er eine unternehmensweit einheitliche Informationsarchitektur. Ferner müsse das Management geschlossen hinter diesem Konzept stehen.

Den Zwang, auf eine integrierte Verbundlösung hinzuarbeiten, begründet da Costa folgendermaßen: In allen Unternehmensbereichen werde die Informationsverarbeitung immer wichtiger. Damit sie ihr Aufgabenspektrum in vollem Umfang erfüllen könne, sei eine enge Verbindung zwischen den einzelnen Informationsinseln unerläßlich. Dies gelte nicht zuletzt auch für das Computer Aided Software Engineering (CASE). Das Ziel müsse folglich "Computer Aided Integrated Systems Engineering" (CAISE) heißen.

Der MSP-Manager beschreibt CASE als eine automatisierbare strukturierte Methode, die einen disziplinierten, ingenieurmäßigen Ansatz für die Entwicklung und Wartung von Software darstellt. Ergänzt werde dieses Verfahren durch Tools die dazu dienen, bestimmte Tasks sowie die Erstellung der Dokumentation zu automatisieren. "Es ist entscheidend, so der MSP-Boß weiter, "den Zweck eines jeden Tools zu verstehen. Das ist wie beim Werkzeugkasten im traditionellen Sinn - man weiß, wozu ein Hammer oder ein Schraubenzieher dient."

Um die Sachlage für die Anwender noch klarer zu machen, verwies da Costa auf eine Definition des amerikanischen 4GL-Papstes James Martin: "Bei Information-Engineering handelt es sich um ein Set automatisierter Disziplinen, die unternehmensweit zum Tragen kommen. Sie dienen dazu, die richtige Information zu den richtigen Leuten am richtigen Platz zu bringen".

Vor diesem Hintergrund gelte es, das Information-Engineering so zu vereinfachen, daß jeder Mitarbeiter den Sinn dieser Maßnahmen erkenne und in die Realisierung miteinbezogen werden könne. Da Costa: "Dann kommt es zum Tom-Sawyer-Effekt - alle helfen mit, den Zaun zu streichen; überträgt man dieses Bild auf die DV, so fühlen sich alle Mitarbeiter in die Pflicht genommen, gemeinsam ein integriertes Systemkonzept zu realisieren."