Datenbankguru Stonebraker zur technologischen Zukunft ohne Finocchio

Informix: Neuer Anlauf mit der Objektrelationalität

18.06.1999
MÜNCHEN - Mit der OLTP-Datenbank "Centaur" wagt Informix nach großen Anlaufproblemen erneut einen Vorstoß in Richtung objektrelationale Technik. Michael Stonebraker, Chief Technology Officer beim Hersteller aus Menlo Park, Kalifornien, sprach mit CW-Redakteur Alexander Deindl über die neue, alte Strategie.

CW: Was verbirgt sich hinter den geplanten Produkten "Centaur" und "Yellowstone"?

Stonebraker: Centaur ist unsere neue Datenbank-Engine, Yellowstone unsere künftige Data-Warehouse-Grundlage für große Unternehmen. Centaur stützt sich auf eine komplett objektrelationale Basis.

CW: Wo liegt der wesentliche Unterschied zwischen Centaur und der aktuellen Datenbank "Dynamic Server"?

Stonebraker: Dynamic Server basiert auf einer relationalen Engine, mit der sich alphanumerische Strings verarbeiten lassen. Centaur hingegen nutzt eine komplett objektrelationale Engine und erlaubt die Integration sowohl relationaler als auch objektrelationaler Informationen.

CW: Wer braucht das?

Stonebraker: Es wird künftig immer wichtiger für Unternehmen, unterschiedlichste Datentypen in einer Datenbank zu verwalten, um komplexere Abfragen effektiver abwickeln zu können. Dies gilt beispielsweise für geografische Daten. Die Datenbank-Engine Centaur wird den Durchbruch in unserer objektrelationalen Strategie bringen.

CW: Durchbruch in der objektrelationalen Strategie? So ähnlich klang es bereits 1996 während der Übernahme von Illustra aus Ihrem Mund, als Sie mit der objektrelationalen Datablade-Technologie eine Art Revolution im Datenbankgeschäft prophezeiten. Wo ist der Unterschied zu damals?

Stonebraker: Es gibt zwei Unterschiede. Erstens verändert das Web so ziemlich alles. Wer künftig erfolgreich sein will, der muß das Internet in sein unternehmerisches Kalkül miteinbeziehen. Kein Betrieb wird früher oder später überleben können, ohne das Internet zu nutzen. Doch um im Web erfolgreich wirtschaften zu können, muß man Inhalte jeglicher Form verwalten können. Das können wir. Zweitens konnte unsere objektrelationale Technologie bislang nicht mit der Geschwindigkeit der relationalen Technik mithalten. Dies ändert sich mit Centaur. Unsere objektrelationale Engine (von Centaur, Anm. d. Red.) arbeitet erstmals schneller als die relationale Technik im Dynamic Server. Diese zwei Faktoren werden die Akzeptanz der objektrelationalen Technologie steigern.

CW: Vor einem halben Jahr sagten Sie, nicht die mangelhafte Verarbeitungsgeschwindigkeit, sondern ein allgemein unreifer Markt sei für das Scheitern Ihres objektrelationalen Konzepts verantwortlich gewesen.

Stonebraker: Ich weiß nicht, was ich vor einem halben Jahr gesagt habe.