Baan will sich auf keine Unix-Standarddatenbank mehr festlegen

Informix erhofft sich neue Geschäfte durch das ERP-Lager

09.01.1998

Die Informix-Strategie sieht vor, daß ERP-Anbieter als Türöffner beim Kunden die führende Rolle im Verkaufsprozeß übernehmen sollen. Auf diesem Wege will das Unternehmen verstärkt Kunden akquirieren, die üblicherweise auf Konkurrenzprodukte wie Oracle und Sybase vertrauen, berichtet die CW-Schwesterpublikation "Computerworld".

Der Reiz für die ERP-Anbieter soll darin liegen, daß sie mit diesen Kontakten etwa Oracle als Mitwerber im Bereich Standardsoftware ausstechen können. Die Ellison-Company hat neben der Datenbank mit "Oracle Financials" ebenfalls eine betriebswirtschaftliche Standardsoftware im Portfolio, mit der sie als Konkurrent zu Baan und Co. auftritt.

Doch im amerikanischen Hauptquartier von Baan, ebenfalls Menlo Park, arbeitet man, wie das Blatt berichtet, den Plänen von Informix anscheinend entgegen. Die frühere Ankündigung, die eigene Software standardmäßig mit Informix-Datenbanken auszuliefern, sei aufgehoben worden. Die Begründung: Die Anwenderwünsche seien zu unterschiedlich, um sich auf einen Datenbankanbieter festzulegen.

In der deutschen Informix-Niederlassung kann man den Baan-Rückzieher nicht bestätigen. Darüber hinaus sei hier auch keine Änderung der Vertriebsstrategie nötig: "Wir arbeiten seit mehreren Jahren sehr erfolgreich mit Baan in Deutschland zusammen und das wird auch in Zukunft so bleiben", sagt Barbara Spieß, Pressesprecherin von Informix in München. "In den USA werden oft eigene Kampagnen gestartet, die jedoch auf dem hiesigen Markt nicht übernommen werden."

Auch Amal Johnson, Partner-Managerin von Baan, dementiert die Aussagen: "Informix bleibt auch weiterhin unsere bevorzugte Standarddatenbank auf Unix-Systemen", erklärt sie. Man werde Kunden natürlich in keine Richtung drängen und auf Wunsch auch Oracle-Datenbanken liefern. Für NT-basierte Installationen gehört Microsofts "SQL Server" zum Standardlieferumfang.

Die hierzulande bislang wenig bekannte Lawson Software Inc., Minneapolis, Minnesota, ein Anbieter von Geschäftsprozeßsoftware, dagegen stellt einen Trend in Richtung Oracle fest, obwohl sie bisher Informix als bevorzugte Plattform anbietet. Auch ein im Sommer dieses Jahres mit Informix geschlossenes globales Bundling-Abkommen, mit dem Lawson auch in Europa Fuß fassen will, konnte diesen Abwanderungsprozeß bisher nicht aufhalten.