Diebold untersucht DV-Kosten in US-Unternehmen:

Informationssysteme-Anarchie ist passé

15.05.1987

MÜNCHEN (ih) - Informationstechnik läßt derzeit in den großen US-Unternehmen gleiche oder zum Teil sogar höhere Kosten für DV-Aktivitäten in den Fachabteilungen als im Rechenzentrum selbst entstehen. Gleichzeitig geht - einer Diebold-Studie zufolge - der Anteil der DV-Mitarbeiter seit 1979 zunehmend zurück.

Die im vergangenen Jahr von der amerikanischen Diebold-Gruppe durchgeführte Befragung richtete sich an Elektronik-Unternehmen, Händler sowie Betriebe im Produktions- und Dienstleistungsbereich. Dabei stellte sich heraus, daß der Anteil der DV-Ausgaben in den Fachabteilungen am internen Management-Information-Systeme(MIS)-Budget bei den Elektronikfirmen 10 Prozent ausmachte. Bei den Händlern stieg der Anteil am MIS-Budget sogar auf über 100 Prozent. Kein großer Unterschied war dagegen bei den Unternehmen im Produktions- und Dienstleistungsbereich zu erkennen. Hier betrug der Anteil der DV-Kosten in den Fachabteilungen an den NES-Kosten rund die Hälfte.

Für die Marktforscher ist dieser gestiegene Anteil ein Beweis für die zunehmende Durchdringung der Abteilungen mit DV. Als interessant wertet die Diebold-Gruppe auch, daß 1986 bei 80 Prozent der befragten Betriebe nicht nur Mitarbeiter auf der Gehaltsliste des Management-Informationssysteme-Budget standen, die im Rechenzentrum oder in anderen Bereichen der DV tätig waren. Vielmehr übt ein immer größer werdender Teil der DV-Beschäftigten seine Computeraktivitäten in den Fachabteilungen aus. 1976 war dies nur bei 50 Prozent der Unternehmen der Fall. Bei 15 von Hundert der von Diebold interviewten Firmen arbeiten sogar doppelt soviel DV-Mitarbeiter außerhalb der eigentlichen DV-Abteilung.

Aufgrund dieser Prozentzahlen glauben die amerikanischen Marktanalysten, daß die US-Industrie jetzt endgültig die Periode der "Informationssysteme-Anarchie" hinter sich habe. Diese sei nach dem Auftauchen von Personal Computern in den späten 70er und frühen 80er Jahren entstanden, als die Abteilungsleiter auf eigene Faust PCs angeschafft und installiert hätten. Erst nachdem sich herausgestellt habe, so Diebold, daß die Kraftzwerge nicht einfach per Knopfdruck bedient werden können, überließ man die Kontrolle wieder der DV-Abteilung. Dort, so die Untersuchung weiter, sei die Mitarbeiterzahl von 1979 auf 1985 um durchschnittlich sieben Prozent gesunken.