Bedarf und Angebot auf dem Info-Markt haben nur wenig gemeinsam:

Informationsdilemma im Mittelstand

01.05.1987

MÜNCHEN (lo) - Zum Thema "Produktivkraft Information" befragte das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln 1985/86 acht Branchen. Das Fazit: Es herrscht besonders in mittelständischen Unternehmen ein "Informationsdilemma". Denn die "richtige" Information zu finden, bedeutet oft einen ganzen "Datenwald" zu durchforsten.

Das IW-Projekt über die wichtigsten Informationsquellen und -kanäle bei der Einführung neuer Verfahren oder Produkte ergibt folgendes Bild über den Wissensbedarf im Mittelstand:

Der Informationsfluß verknüpft die unterschiedlichsten Arbeitsbereiche und Funktionen eines Betriebes immer mehr zu einem Netzwerk, das Technik mit Produktion, Beschaffung und Absatz verbindet. Dieses unternehmensinterne Informationspotential, das häufig das Wissenskapital eines Betriebes ausmacht, bedarf verstärkt der Ergänzung durch externe Information. Sie wird als "Holschuld" des jeweiligen Betriebes empfunden.

Aus dem Rohstoff wird ein Produktivfaktor

Die heutigen Informationsträger oder -quellen bieten jedoch selten Selektionsmöglichkeiten und häufig nur zufällige Verknüpfungen für die Suchfragen des Unternehmens nach draußen.

Hier beginnt die Suche nach der für den Betrieb nützlichen Information: Sie ist als solche für das Unternehmen noch "Rohstoff". Erst durch den Bedarf des Unternehmens an einer konkreten, auf die betrieblichen Probleme zugeschnittenen Information wird sie "nützlich" und damit zu einem Produktivfaktor für das Unternehmen. Zur innovativen Information wird sie durch ihre Verwendung bei Prozeß- oder Produktinnovation.

Wirtschaftsdaten gering nachgefragt

Bei der Prozeßinnovation überwiegen die Lieferanten oder Hersteller als weitaus bedeutendste Informationsquelle mit einer fast dreifachen Anzahl der Nennungen. Der enge Bezug des innovierenden Unternehmens zum Lieferanten erklärt sich aus Informationsströmen, die neben der Anwendungsinformation als Gesamtpaket auch das technisch-wissenschaftliche Know-how, Markt- und Kundenkenntnis sowie Schulung umfassen. Diese Informationen sind für das innovierende Unternehmen die weitaus wichtigsten Innovationsfaktoren für die Investition in ein neues Verfahren.

Daneben werden als etwa gleichrangige Informationsquellen die Kundenbefragung, Erfahrungsaustausch mit anderen Unternehmen, externe Beratung sowie Messen und Ausstellungen genutzt.

Die Informationsquellen für eine Produktinnovation sind anders gelagert. Die wichtigsten Anstoßfaktoren sind hier externe Gesprächskreise, etwa in Fachverbänden, Kammern oder mit anderen Unternehmen, gefolgt von der Kundenbefragung, den Lieferantengesprächen und Kontakten zu Universitäten sowie Messen und Ausstellungen. Patentrecherchen und Abfrage von Technikdatenbanken wurden bei der Einführung neuer Produkte fast in allen befragten Unternehmen durchgeführt, während die Nutzung von Wirtschaftsdatenbanken außerordentlich gering war.

Die künftige Nachfrage

Mit dem Tempo der technischen Entwicklung wächst auch das Bedürfnis in der mittelständischen Wirtschaft nach besserer Information, denn die unternehmerischen Entscheidungen werden immer stärker von exakten Markt- und Technikdaten abhängig. Künftige Bedarfsfelder für externe Information zeichnen sich - so die IW-Umfrage - ab bei

- Marktdaten: Konkurrenz-, Produkt-, Branchen- und Länderdaten sowie Kooperationspartner;

- Technikinformation: bei Prozeß- und Produktinnovationen vor allem bei Diversifizierung in andere Produktionsbereiche oder bei Kombinationsprodukten;

- den verschiedenen Innovationsphasen: Externe Information wird vor allem in den ersten Innovationsphasen der Prozeß- oder Produktidee und der Problemanalyse benötigt, während zur Erstellung des Detailkonzepts, der Entscheidung, der Implementierung und der Inbetriebnahme/Produktion das innerbetriebliche Know-how zunnehmend wichtiger wird.