Informatik-Professor fahndet mit Computerprogramm nach Textdieben

12.03.2006
Nach den Musikern fahnden nun auch die Autoren verstärkt nach Plagiaten ihrer Werke im Internet und anderen öffentlichen Foren.

"Bei der riesigen Informationsflut wird die Suche nach Plagiaten zu einer großen Herausforderung", sagte der Professor für Web-Technologie an der Weimarer Bauhaus-Universität, Benno Stein, in einen dpa-Gespräch. Mit der in seiner Arbeitsgruppe entwickelten Technologie zur Plagiat-Analyse sei es jetzt möglich, Ideen-Diebe zu entlarven, selbst wenn sie die Ursprungstexte verändert oder nur Passagen daraus entnommen haben.

Als mögliche Interessenten nannte Stein Verlage, "die wissen wollen, ob das überhaupt neu ist, was ihnen angeboten wird". Aber auch für Universitäten oder Schulen sei die Technologie interessant, etwa bei der Überprüfung, ob abgegebene Arbeiten tatsächlich aus der Feder der Studenten oder Schüler stammen. "In einer in den USA unter 50.000 Studenten im Jahr 2005 durchgeführten Studie gaben nahezu 40 Prozent der Befragten zu, in ihren Arbeiten aus dem Internet zu plagiieren." Nicht zuletzt könnten auch Wissenschaftler nachforschen, "ob sie richtig zitiert worden sind".

Das Programm zur Plagiat-Analyse durchsucht einen Originaltext zunächst nach aussagekräftigen Stichworten. "Innerhalb von Sekunden kann es damit ähnliche Texte aus dem Internet filtern", erläutert Stein. Dann beginnt die Feinabstimmung mit ein paar hundert so genannter Fingerprints, die aus der Häufigkeit und der Verteilung der verwendeten Wörter erstellt werden. "Damit können wir sehr effizient Kandidaten für plagiierte Texte finden, selbst wenn Abschnitte umformuliert wurden", sagte der Professor. Zurzeit werde die Technologie so weiterentwickelt, dass auch Stilbrüche in einem Text erkannt werden. "Das wäre dann ein Indiz für die Verwendung von Texten anderer Autoren."

Die Verfahren können auch für andere Zwecke eingesetzt werden, führte Stein aus. Die Entwicklungen zielen auf eine Art "Trend-Meter" ab, "um im Internet die Popularität bestimmter Themen zu analysieren." Bei der Vermarktung kann sich der Professor die Gründung einer Firma durch seine Studenten und Mitarbeiter vorstellen. "Ich gehe davon aus, dass großes kommerzielles Interesse vorhanden ist." (dpa/tc)