Software als entscheidender Faktor

Infineon soll neue Konzernstruktur erhalten

24.01.2003
MÜNCHEN (CW) - Infineon-Chef Ulrich Schumacher will die Organisationsstruktur des Konzerns umkrempeln. Die vier Geschäftsfelder des Chipherstellers sollen künftig eigenständiger arbeiten. Drastische Kostensenkungen sowie eine leichte Markterholung bescherten den Münchnern nach den Milliardenverlusten der beiden vergangenen Jahre im ersten Quartal einen vergleichsweise geringen Verlust.

"Nur weil ich langfristig nicht ausschließen kann, dass einer unserer Geschäftsbereiche ausgegliedert wird, heißt das noch lange nicht, dass wir kurzfristig so etwas planen", wehrte sich Schumacher Anfang dieser Woche in einer Telefonkonferenz mit Journalisten gegen Gerüchte, wonach er Pläne zur Abstoßung einzelner Divisionen in der Schublade habe. Dem Konzernchef geht es zunächst vor allem darum, dass die Bereiche künftig unabhängiger voneinander arbeiten und gemanagt werden. Das große Ziel, das der Konzern damit verfolgt, heißt Lösungsgeschäft. Statt Geld in den Ausbau weiterer Fabriken zu stecken, soll beispielsweise verstärkt in Software investiert werden. "Software wird das Unterscheidungsmerkmal in unserer Branche werden", hatte sich Schumacher schon tags zuvor in der "Financial Times Deutschland" zitieren lassen. So könne man entsprechend maßgeschneiderte Lösungen beispielsweise Kunden wie PC- oder Handy-Herstellern sowie den zunehmend stärker nachfragenden Autofirmen anbieten.

Neben dem Umbau zu einer Holding-ähnlichen Organisation sucht Infineon weiterhin nach Einsparpotenzialen. Laut Schumacher werden derzeit sämtliche Verwaltungsfunktionen überprüft. Einen ersten Eindruck, wohin die Reise gehen könnte, hatten die Münchner bereits am Beispiel der Buchhaltung gegeben. Der Bereich wird nach Portugal ausgelagert.

Infineon kämpft nach den Worten Schumachers nach wie vor mit der anhaltenden Unsicherheit im Markt für Speicherchips, die rund 40 Prozent zum Umsatz beisteuern. Auch wenn er vorsichtig optimistisch sei, so der Konzernchef, könne von einem nachhaltigen Aufschwung noch keine Rede sein. Positive Anzeichen gebe es jedoch - vor allem im Mobilfunkgeschäft. Ähnlich hatten sich vergangene Woche auch die Infineon-Wettbwerber Intel, AMD und Samsung geäußert. Sollten die Halbleiterpreise nicht wieder in den Keller rutschen, seien bald wieder schwarze Zahlen möglich, betonte Schumacher.

Diesen sind die Münchner nach den Milliardenverlusten der vergangenen beiden Jahre dank kräftiger Kosteneinsparungen zuletzt wieder deutlich näher gekommen. Für das Ende Dezember abgeschlossene erste Quartal meldete das Unternehmen einen Umsatz von 1,52 Milliarden Euro, was einem Anstieg um 47 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Das Ergebnis vor Steuern und Zinsen (Ebit) belief sich auf minus 31 Millionen Euro. Im ersten Quartal 2001 hatte das Ebit noch bei minus 564 Millionen Euro gelegen. (rs)