Außerdem Chipsparte von Ericsson übernommen

Infineon gründet DSP-Joint-Venture

21.06.2002
MÜNCHEN (CW) - Der Halbleiterhersteller Infineon Technologies hat durch zwei Deals seine Claims im Mobilfunkmarkt abgesteckt. Die Münchner gründeten zusammen mit den US-amerikanischen Unternehmen Agere Systems und Motorola das Joint Venture Starcore, das sich auf die Entwicklung von Kommunikationschips konzentrieren soll. Gleichzeitig übernahm Infineon den größten Teil der Mikrochipsparte des schwedischen Telco-Ausrüsters Ericsson.

Starcore LLC mit Hauptsitz in Austin im US-Bundesstaat Texas sowie einer Niederlassung im israelischen Tel Aviv soll, wie Thomas Lantzsch, CEO der neuen Company, vor Journalisten in München erläuterte, skalierbare DSP-Cores (Digitalsignalprozessor-Technologie) auf der Basis einer bereits vorhandenen gleichnamigen Prozessorarchitektur entwickeln und lizenzieren.

"Leitkunden" werden zunächst die drei Gesellschafter des Joint Ventures sein; künftig wolle Starcore seine Produkte jedoch allen Halbleiter- und Kommunikationssystem-Herstellern weltweit anbieten, hieß es. Die DSP-Technologie spielt eine wichtige Rolle in der Mobilfunktechnik und in vielen anderen Zielmärkten der Halbleiterindustrie. Funktionen wie Sprachkomprimierung und Spracherkennung, die Komprimierung digitaler Musik- und Videodateien sowie andere Breitbandanwendungen sind ohne DSPs undenkbar. Vorbehaltlich der Zustimmung durch die entsprechenden Kartellbehörden solle das Unternehmen den Betrieb im Spätsommer 2002 aufnehmen.

Mit einer ähnlichen Zeitspanne kalkuliert Infineon-Chef Ulrich Schumacher auch bei der Genehmigung der Übernahme des Kerngeschäfts von Ericsson Microelectronics (MIC) für rund 400 Millionen Euro in Form von Aktien. Rund 700 der 1300 MIC-Mitarbeiter werden künftig für den Münchner Hersteller arbeiten.

Laut Schumacher hat die Übernahme drei Vorteile für den Chiphersteller: den Einstieg in das Geschäft mit Mobilfunk-Infrastrukturen, Produkt- und Kundenerweiterungen im Bereich Hochfrequenztechnik und Bluetooth sowie Kostenvorteile für die Entwicklung und Produktion. Damit sei ein weiterer Schritt in der "längerfristigen Strategie zur Optimierung des Kommunikationsportfolios" gemacht worden, so der Vorstandsvorsitzende. Allein in diesem Geschäftsbereich rechnet er im laufenden Jahr mit einem Umsatz von rund 1,7 Milliarden Euro.

Mit MIC übernimmt Infineon ein Unternehmen, das im vergangenen Jahr mehr als 200 Millionen Euro allein als interner Lieferant für Ericsson umsetzte, jedoch nicht profitabel war. Als Teil des Infineon-Geschäfts soll die Sparte im nächsten Geschäftsjahr (Beginn: 1. Oktober) zwischen 250 und 300 Millionen Euro einnehmen und einen Gewinn erzielen. Schumacher beobachtet zwar im Handy-Geschäft nur ein geringes Wachstum, erhofft sich aber von dem Aufbau der Infrastrukturen für die nächste Mobilfunkgeneration einen Schub. (rs)