Briefverteilung auf dem neuesten Stand

In Frankfurt werden 160 000 Briefsendungen pro Stunde im Abgangsdienst verteilt

19.10.1990

Der Weg eines Briefes durch eine Briefverteilanlage, die Funktion und die Leistungsfähigkeit einer derartigen Anlage werden am Beispiel des Postamtes 3 der Deutschen Bundespost in Frankfurt gezeigt. Das Postamt ist für den Briefabgangsdienst zuständig, das heißt für die im Raum Frankfurt täglich anfallende Briefpost, die bei Postämtern und über die Briefkästen zum Versand aufgegeben wurde. Es verfügt über eine große, mechanisierte Briefverteilanlage mit drei automatischen Anschriftenlesern (mit Codier- und Grobverteilmoduln), zwei Videocodieranlagen (ebenfalls mit Codier- und Grobverteilmoduln) mit insgesamt 20 Videocodierarbeitsplätzen sowie vier Feinverteilmaschinen mit jeweils 140, also insgesamt 560 Feinverteilfächern (die mehrfach genutzt werden). Die Anlage ermöglicht die weitgehend automatisierte Grob- und Feinverteilung von mehr als 120 000 Sendungen pro Stunde. Unter günstigen Voraussetzungen können kurzzeitig bis zu 160 000 Sendungen pro Stunde bearbeitet werden.

Das durchschnittliche werktägliche Aufkommen von Postkarten, Briefen und Drucksachen, die vom Format her für die maschinelle Verteilung geeignet sind, betrug zum Planungszeitpunkt etwa 1,09 Millionen Sendungen. Mehr als 90 Prozent dieser Sendungen sind auch aufgrund ihrer Beschaffenheit (Dicke, Steifigkeit usw.) für die maschinelle Bearbeitung geeignet.

Der Anteil maschinenbeschrifteter Sendungen, die sich also besonders gut zur automatischen Codierung und Grobverteilung durch Anschriftenlesemaschinen eignen, beträgt etwa 75 Prozent aller Kurzbriefe. Von der Gesamtzahl der maschinell grob- und feinverteilten Sendungen werden etwa 70 Prozent durch die drei automatischen Anschriftenlesemaschinen codiert und der Rest durch die beiden Videocodiermaschinen. Der Anteil aus der Briefabgangspost für die Zustellung in Frankfurt selbst beträgt 13 Prozent, der Anteil der Auslands- und Luftpost liegt bei 5 Prozent; das übrige Bundesgebiet erhält 82 Prozent des Sendungsaufkommens.

Über die sogenannte Stoffeingabe werden die Postkarten und Briefe in den Anschriftenleser eingegeben. Der Anschriftenleser sucht auf dem Brief oder der Postkarte die Adresse und liest die Postleitzahl, den Ortsnamen und das Zustellpostamt. Er prüft, ob Ortsname und Postleitzahl zusammenpassen und erkennt dabei fehlerhafte Angaben. Die korrekte Ortsangabe wird von einem Computer in einen Code umgesetzt und mit fluoreszierender Tinte als Strichmuster auf den unteren Teil des Briefes beziehungsweise der Postkarte geschrieben, die mit einer Geschwindigkeit von drei Metern in der Sekunde am Schreibkopf vorbeilaufen. Die so codierten Briefe und Postkarten werden zunächst in der Fachstrecke vorverteilt.

Anschriften von Sendungen, die der Anschriftenleser nicht erkennen konnte, werden in der Videocodieranlage automatisch mit einem optoelektronischen Wandler erfaßt und die Anschriftenbilder auf die Bildschirme der Videocodierplätze überuagen. Dort geben Codiererinnen die Postleitzahl über eine Tastatur in den Rechner ein. Aus der Postleitzahl wird wie beim Anschriftenleser ein Strichcode abgeleitet und den Sendungen aufgespritzt. Die nun ebenfalls codierten Briefe und Postkarten werden in der Fachstrecke vorverteilt.

Die in den Fachstrecken von Anschriftenlesern und der Videocodiermaschine vorverteilten Sendungen werden den Feinverteilmaschinen zugeleitet. Jede der vier Feinverteilmaschinen verteilt mehr als 30 000 Sendungen in der Stunde, und zwar an 140 Fächer. Die vier Feinverteilmaschinen im Postamt 3 in Frankfurt haben eine Verteilleistung von 120 000 Sendungen pro Stunde. Durch Mehrfachnutzung ihrer insgesamt 560 Fächer in mehreren Feinverteilprogrammen werden die Sendungen nach 1500 Richtungen maschinell verteilt.