Großhändler und Händler im Internet zusammenführen

Imediation baut und verwaltet virtuelle Distributionsnetze

25.11.1998
MÜNCHEN (CW) - Bisher investierten Unternehmen in Web-Shops, um die eigenen Produkte über das Internet zu vertreiben. Einen anderen Weg schlägt der französische Software-Anbieter Imediation ein. Die Firma wendet sich an Wiederverkäufer, die ohne aufwendige E-Commerce-Lösung Handel über virtuelle Distributionsnetze treiben.

Imediation versteht sich nicht als Konkurrent zu Web-Shop-Anbietern wie Intershop, IBM, Open Market oder Microsoft. Vielmehr klinkt sich die Imediation-Software in deren Produkte ein und erlaubt so, die indirekten Distributionskanäle im Internet zu kontrollieren. Dabei bildet die Lösung die Geschäftsverflechtung zwischen Großhändler und Händler im Internet nach. Für jeden Abschluß erhält der Wiederverkäufer eine Provision. Drei Modelle lassen sich so realisieren. Beim One-to-Many-Konzept sind mehrere digitale Filialen an einen Distributor angeschlossen, etwa eine Fluggesellschaft, deren Tickets von verschiedenen Reisebüros veräußert werden.

Vom Einzelanbieter bis zum Handelsforum

Das Many-to-One-Modell erlaubt es einem Händler, die Produkte vieler Distributoren zu vertreiben - beispielsweise eine Web-Site, die Linienflüge verschiedener Airlines anbietet. In diesem Segment tummeln sich bereits Portale wie Yahoo, Excite und Lycos, die über ihre stark frequentierten Homepages verschiedenen Großhändlern den Vertrieb ihrer Waren und Dienstleistungen erlauben. Dieses Geschäftsmodell entwickelt sich schnell. So schloß Excite jüngst einen 125-Millionen-Dollar-Deal mit Bank One ab. Dafür darf das US-Kreditinstitut seine Finanzprodukte über die Web-Site anbieten.

Beim dritten Verfahren, dem Many-to-Many-Modell, schließen sich mehrere Wiederverkäufer und Großhändler zu einem Handelsforum zusammen. Ein Beispiel hierfür ist das US-Unternehmen Linkshare (http://www. linkshare.com), Be Free (http:// www.befree.com) sowie der Internet-Buchshop Amazon.com. Linkshare hat bisher bereits 15000 Händler und 100 Distributoren in seinem "Linkshare Network" zusammengebracht, und an der Amazon.com-Homepage sind 100000 Partner, Großhändler und Wiederverkäufer angeschlossen.

Nach Angaben von Sven Lung, Firmengründer und CEO von Imediation, braucht man mindestens rund eine Million Dollar, um einen Web-Shop zu errichten, wobei nicht nur die Hard- und Software, sondern vor allem die Aufwendungen für Marketing und Werbung stark zu Buche schlagen. Deshalb, so Lung, wird es im Jahr 2000 lediglich 100000 Firmen weltweit geben, die soviel Geld investieren. Demgegenüber stünden zu dem Zeitpunkt rund fünf Millionen Web-Sites, die sich als Wiederverkäufer betätigen könnten, ohne dabei viel in den Aufbau einer E-Commerce-Lösung investieren zu müssen. Auf diesen Kundenkreis konzentriert sich die Unternehmensstrategie von Imediation. Lung möchte Web-Portale, Internet-Service-Provider sowie Telekommunikationsgesellschaften dazu bewegen, ihren Kunden Shop-Hosting-Angebote zu unterbreiten. Gleichzeitig sollen sie diese Site-Betreiber Online-Großhändlern als potentielle Wiederverkäufer anpreisen.

Alle Beteiligten erhalten Provisionen vom Online-Umsatz. Imediations Lösung wird dazwischengeschaltet und ermittelt, wer für welche Transaktion zu bezahlen ist. Dadurch sei eine genauere Abrechnung zwischen den Geschäftspartnern möglich als bisher.