Bäurer AG geht an die Börse

Im ERP-Mittelstand zum Weltmarktführer

03.12.1999
FRANKFURT/M. (CW) - Die Konzentration im ERP-Mittelstandsmarkt hat auch die Bäurer AG unter Zugzwang gesetzt. Nach den bereits börsennotierten Unternehmen PSI, Brain International, Soft-M und Infor steuert jetzt auch der im Schwarzwald ansässige Anbieter von betriebswirtschaftlicher Standardsoftware den Frankfurter Kapitalmarkt an, um sich für sein zukünftiges Wachstum zu rüsten.

Wer den Wettbewerb unter den mittelständischen ERP-Anbietern in Deutschland anführt, ist für Heinz Bäurer keine Frage. Mit 1800 Installationen sieht sich der Vorstandschef bei mittelständischen Fertigungsunternehmen mit 130 bis 300 Mitarbeitern bereits heute ganz vorne. 1980 gründete der heute 47jährige Unternehmer zunächst ein Consulting-Unternehmen. 1993 erwarb er die Rechte an der ERP-Lösung "Kifos", die heute in der weiterentwickelten Version "B2" vorliegt.

Mit zuletzt beachtlichem Erfolg. Die Bäurer AG steigerte im Geschäftsjahr 1998 den Umsatz auf 45,6 Millionen Mark (plus 63 Prozent) und verbuchte 882000 Mark Gewinn. Bedingt durch die Kosten des Börsengangs (8,5 Millionen Mark) wird allerdings das heute knapp 400 Mitarbeiter zählende Unternehmen erstmals seit seiner Gründung dieses Jahr einen Verlust in Höhe von 2,7 Millionen Mark ausweisen müssen. Um so kräftiger wollen die Badener 1999 deshalb an der Wachstumsschraube drehen und mit geplanten 92 Millionen Mark die Einnahmen mehr als verdoppeln.

Das Unternehmen sieht sich jedoch nicht als reinen ERP-Anbieter. Derzeit steuert der Verkauf von Unternehmenssoftware rund die Hälfte zum Umsatz bei. Jeweils 25 Prozent der Einnahmen entfallen auf Consulting und IT-Services - zwei Geschäftsbereiche, die in Zukunft stark zulegen sollen. Wie andere ERP-Anbieter auch erwartet Bäurer die stärksten Wachstumsimpulse im Bereich E-Business, wo die badischen Softwarespezialisten eine direkt mit dem Warenwirtschaftssystem verbundene Lösung konzipierten. "Im Mittelstand befindet sich der Markt für E-Commerce-Anwendungen erst am Anfang", erklärt Bäurer. Um dieses Marktpotential zu erschließen, beteiligten sich die Schwarzwälder mit 9,3 Prozent an der Ulmer Openshop AG - ein direkter Wettbewerber zum weitaus bekannteren E-Commerce-Spezialisten Intershop. Bereits 2002 sollen mehr als 25 Prozent des Umsatzes im E-Commerce-Bereich erzielt werden.

Neben dem Wachstum aus eigener Kraft verfolgt Bäurer eine aggressive Akquisitionsstrategie. Zu den jüngsten Zukäufen gehören die GSC GmbH und die BOG GmbH, zwei auf PPS- beziehungsweise ERP-Lösungen fokussierte Systemhäuser. "Im Moment laufen mit fünf Firmen Übernahmeverhandlungen", kündigte Bäurer an.

Strategische Zukäufe sollen in Zukunft vor allem in den bislang vernachlässigten Auslandsmärkten eine wichtige Rolle spielen. Wollen die Schwarzwälder, wie geplant, im Jahr 2002 ein Drittel der Einnahmen im Ausland erzielen, muß das Unternehmen auch im US-Markt Fuß fassen. Mit zwei Stützpunkten ist der Brückenschlag in die USA bereits erfolgt. In den jetzt beim Börsengang vorgelegten Prognosen sind diese Zukäufe bereits eingeplant - ein riskantes Zahlenspiel.