Ikarusflug

11.05.1979

Nur 350 Informatiker werden jährlich an den bundesdeutschen Hochschulen produziert. So war's auf dem Round- table- Gespräch der COMPUTERWOCHE im CeBIT zu hören.

Wenige Stunden zuvor hatte ein Student in einer Siemens- Veranstaltung während der Hannover- Messe Dr. Anton Peisl gefragt, ob die Industrie auf Lehrpläne einwirke, weil in den aktuellen akademischen Lehrinhalten industrielle Steinzeit vermittelt werde.

Noch einmal ein paar Tage zuvor hatte der Geschäftsführer der herstellerunabhängigen bundesdeutschen Software- Schmiede, Eberhard Elsässer, für SCS den Standpunkt bekräftigt: "Wir nehmen keine frischgebakkenen Hochschulabsolventen" - offensichtlich weil "training on the job" in der Software-Zunft zu kostspielig ist.

Nun gibt's auch das extreme Gegenbeispiel, bei dem Unternehmen am liebsten nur soeben fertiggewordene diplomierte Informatiker einstellen möchten: Denn die seien noch nicht von anderen Philosophien verseucht und müßten nicht erst auf die Hausdenke umerzogen werden.

Aber was offenbaren diese Aussagen samt und sonders? Wenn Ausbildungsinhalte mit der Praxis nicht Schritt halten, dann auch deshalb, weil in der Datenverarbeitung nach wie vor "Styling" wichtiger als Konstruktion ist.

Sicher: Kunst kommt von Können. Aber erinnert nicht doch zu vieles in der Datenverarbeitung an Dädalus und seinen Sohn Ikarus: Gedankliche Höhenflüge, doch in der Praxis schmilzt alles dahin.