Pirate-Bay-Prozess

IFPI-Chef im Zeugenstand

26.02.2009
Von pte pte
"Die Piraterie hat der Musikindustrie einen enormen Schaden zugefügt. Für legale Anbieter ist es unmöglich, im Konkurrenzkampf mit kostenlosen Download-Möglichkeiten zu bestehen".

Mit diesen Worten leitete John Kennedy, Vorsitzender der International Federation of the Phonographic Industry (IFPI) gestern, den achten Verhandlungstag im Prozess gegen die Gründer der Torrent-Webseite The Pirate Bay ein. Den vier Betreibern der Internet-Tauschbörse wird vorgeworfen, Millionen von Nutzern den Zugang zu illegalen Musik-, Film- und Game-Downloads ermöglicht zu haben. Der angerichtete Schaden sei zwar nur schwer zu beziffern, aber der IFPI-Chef geht davon aus, dass die gegen The Pirate Bay eingebrachte Schadensersatzforderung in der Höhe von 2,1 Millionen Euro noch "eher konservativ" ausgefallen ist.

Wie das schwedische Nachrichtenportal "The Local" berichtet, brach unmittelbar nach dem Eröffnungsstatement des IFPI-Vorsitzenden lautes Gelächter in den Reihen der Zuschauergalerie des Stockholmer Gerichtsaales aus. Kennedy wurde daraufhin gefragt, wie sich die CD-Verkäufe im Laufe der vergangenen zehn Jahre entwickelt hätten. Er erklärte, dass diese mittlerweile von insgesamt 27 Milliarden Dollar auf 18 Milliarden gesunken seien. "Jede einzelne MP3-Datei, die online getauscht wird, steht für einen verlorenen Verkauf", betonte Kennedy. Die Argumentation der Verteidigung, die sich darauf beruft, dass The Pirate Bay selbst keine illegalen Inhalte auf den eigenen Servern anbiete, sondern diese nur verlinke, kann der IFPI-Boss nicht nachvollziehen. "The Pirate Bay macht unglücklicherweise genau das, was in seiner Beschreibung angegeben wird. Hauptziel der Seite ist es, nicht autorisiertes Material zur Verfügung zu stellen", führte Kennedy aus.

Auch der Auffassung, dass illegale Downloads unter Umständen aus Promotion-Gesichtspunkten sogar positive Effekte für die Musikindustrie haben könnten, kann Kennedy nichts abgewinnen. "Das ist eine veraltete Sichtweise, die heute nicht mehr zutrifft. Eine Studie aus dem Jahr 2003 oder 2004 hat diese Annahme zwar bestätigt, seitdem wurden aber bereits mindestens fünf weitere Untersuchungen veröffentlicht, die diesen Zusammenhang eindeutig widerlegen", so der IFPI-Chef. Dies gelte für Musikverkäufe genauso wie für Live-Konzerte. "Jeder einzelne Live-Erfolg ist an vorangegangene erfolgreiche Plattenverkäufe geknüpft. Finden keine Plattenverkäufe mehr statt, gibt es auch keinen Erfolg bei Konzerten", fasst Kennedy die Problematik zusammen. (pte)