Verhandlungen von "Position der Stärke":

ICL sieht Hoffnung auf drei Beinen

22.05.1981

LONDON (gr) - Das von Regierung und Eignern der International Computers Ltd. (ICL), London, eingesetzte neue Management kann erst der Aufbruch zur Suche nach einem Weg aus der Finanzkrise sein. Robert Wilmot von Texas Instruments als Managing Director abgeworben, hofft auf Diversifizierung.

Binnen zweier Jahre, so lautet der Auftrag des neuen Managements, soll ICL wieder in der Gewinnzone operieren. Wilmot plant nach einem Bericht der Financial Times, vom stagnierenden Großrechnermarkt in drei Wachstumssegmente zu diversifizieren. Auf dem Programm stehen Geräte für das Distributed Processing Communications-Ausrüstungen und Geräte für das elektronische Büro.

Ähnlich wie der britische Minister für Informationstechnologie im Industrieministerium, Kenneth Baker, glaubt auch Wilmot nicht, daß ICL alleine überleben wird. Christopher Laldlow, der neue Executive Chairman, möchte von einer Position der Stärke aus mit möglichen Kooperationspartnern verhandeln. Als Partner zieht Wilmot Unternehmen aus Großbritannien oder Westeuropa den US-Interessenten vor. Eine Fusion mit Sperry Univac hätte nach Angaben des stellvertretenden Management Directors Peter Ellis zu riesigem Personalabbau geführt. Sperry-Chairman Paul Lyet sprach von 3000 Mitarbeitern. Das ICL-Management hielt 5000 für wahrscheinlicher. Lyet zufolge muß ICL seine Belegschaft allemal um 1500 Mitarbeiter reduzieren, um wettbewerbsfähig zu produzieren.

Das Paye-Projekt im Auftragswert von rund 150 Millionen Pfund Sterling, für das ICL den Zuschlag erhalten hatte, dürfte sich Zeitungsberichten nach verzögern. Da sich die Vereinigung der zivilen und öffentlichen Bediensteten nicht mit dem zuständigen Ministerium über einen Tarifvertrag einigen kann, verweigere die Gewerkschaft bei einigen Computer-Projekten ihre Mitarbeit. Neben der Automatisierung des Steuersystems sei die Übernahme einiger Arbeiten im Paßamt auf Datenverarbeitung betroffen. Das Ministerium hatte in 18 Monate andauernden Verhandlungen eine Verminderung der Arbeitszeit bei neuen Techniken abgelehnt.