Der Desktop-Bereich wird auf Fujitsu uebertragen

ICL schreibt 1995 rote Zahlen und trennt sich vom PC-Geschaeft

15.03.1996

Das letzte Jahr verlief fuer den britischen Computerkonzern ICL nicht nach Plan. So stieg zwar der Umsatz von 2,7 Milliarden im Vorjahr auf 3,1 Milliarden Pfund (etwa 6,8 Milliarden Mark), aber anstelle des 1994 ausgewiesenen Betriebsgewinns in Hoehe von 58,3 Millionen Pfund rutschte das Unternehmen mit 31,2 Millionen Pfund in die Verlustzone. Der Nettoverlust belaeuft sich auf 193,9 Millionen Pfund nach 17,3 Millionen Pfund Gewinn im Vorjahr.

Negativ wirkten sich nach Aussage von CEO Keith Todd die Verluste im PC-Geschaeft aus. ICL verfuege in diesem vom Preiskampf gepraegten Bereich ueber zuwenig Masse. 1995 hatte ICL 500000 PCs ausgeliefert. Die unprofitable Business Unit Volume Products, die PCs und Server umfasst, soll nun in ein Joint-venture mit der Mehrheitseignerin Fujitsu eingebracht werden, die mit 1,5 Millionen Einheiten etwa den dreifachen PC-Absatz aufweist. Der japanische Konzern hat aufgrund der ICL-Verluste seine Gewinnprognose fuer das am 31. Maerz endende Geschaeftsjahr um 25 Milliarden auf 65 Milliarden Yen (etwa 910 Millionen Mark) nach unten korrigiert.

In Deutschland kommen damit die ICL Technology GmbH sowie die ASI Computer GmbH ab Juli dieses Jahres unter neue Fittiche. Die PCs - bisher unter den Markennamen ICL, ASI und Fujitsu im Markt - werden kuenftig mit Fujitsu-Label vermarktet. Der Name des Unternehmens steht allerdings noch nicht endgueltig fest. "Ich koennte mir vorstellen, dass es Fujitsu ASI heissen wird", mutmasst Winfried Hoffmann. Fuer den ICL-Deutschland-Geschaeftsfuehrer steht die Umorganisation im Zusammenhang mit dem Ziel der Japaner, ihre Stellung im weltweiten PC-Markt auszubauen. Hoffmann: "Fujitsu strebt fuer 1998 im weltweiten PC-Markt die Position drei an."

Bei der Ausgliederung der Volume-Products-Unit will es ICL jedoch nicht bewenden lassen. Es ist auch die Trennung von dem Bereich fuer Auftragsfertigung mit dem Namen D2D geplant. Ferner sind in der Bilanz 1995 insgesamt 152 Millionen Pfund beruecksichtigt, die unter anderem fuer die Streichung von 1300 Jobs verwendet werden. Der Arbeitsplatzabbau findet voraussichtlich primaer im angestammten ICL-Business statt. In Deutschland sei laut Hoffmann bis auf die bereits eingesparten 100 Stellen mit keinen weiteren Entlassungen zu rechnen.

Kuenftig wollen sich die Briten verstaerkt mit Software, Systemen und Services beschaeftigen. In Kooperation mit Fujitsu soll das Geschaeft mit der Groupware "Teamware" verstaerkt werden, die 1991 im Zuge der Nokia-Uebernahme an ICL ging. Von dem Notes- Konkurrenzprodukt sind weltweit 500000 Lizenzen im Einsatz, davon 200000 in Japan. Ferner plant ICL die Gruendung eines Geschaeftsbereichs Interactive Services. Darin sollen unter anderem Multimedia-Kioske unterkommen.

Der Ausbau des Geschaefts soll ueber eine Kapitalerhoehung von 200 Millionen Pfund realisiert werden, die voraussichtlich Fujitsu voll finanziert. Neben den Japanern, denen 84 Prozent von ICL gehoeren, ist noch Northern Telecom Ltd. mit 15 Prozent an dem britischen Computerkonzern beteiligt.