Mit der System Ten-Ablösung wollen die Briten vor allem bei mittelgroßen Unternehmen landen:

ICL konfrontiert IBM /34-Markt mit System 25

03.07.1981

NÜRNBERG (rs) - Weitere Konkurrenz steht der IBM /34 mit dem neuen System 25 von ICL ins Haus. Der "Multi-Prozessor/Multi-Bus-Computer" (ICL-Jargon) soll nicht nur potentielle IBM-Kunden ansprechen. Auch gegen gängige Bürocomputer wie Kienzles ABC-Modelle oder Nixdorfs 8870 wird der Neuling des angeschlagenen britischen Rechner-Herstellers ins Rennen geschickt. Immerhin dient das System 25 der Bereinigung der Produktpalette: Das System Ten, Relikt aus Singer-Zeiten, verschwindet.

Das Umstiegsproblem vom System Ten auf das System 25 hoffen die Nürnberger in den Griff zu bekommen. Das neue Betriebssystem DMF III sei eine Weiterentwicklung des DMF II, unter dem die jetzt ausgemusterten Kleinrechner gearbeitet haben. Die Systeme seien daher untereinander kompatibel, die Software könne übernommen werden.

Der "Multi-Mikro-Computer" sei mit Leistungseigenschaften von Großcomputern ausgestattet, verkündet ICL voller Stolz. Hintergrund für diese Behauptung ist das prinzipiell nicht neue Konzept dedizierter Prozessoren. So steuern einzelne Prozessoren die Befehlsverarbeitung, die Diagnose, die Ein-/Ausgabe oder die Datenübertragung.

Auch die Drei-Bus-Struktur veranlaßte das Unternehmen zu dem Großrechner-Vergleich. Der 8-Bit-Ein-/ Ausgabe-Bus verarbeitet 100 KB pro Sekunde. An diesem Bus hängt die gesamte Peripherie außer den Platten sowie die System-Uhr. Der Plattenbus, ebenfalls 8 Bit breit, transferiert 1,25 MB pro Sekunde. Der Hauptspeicher-Bus schließlich verhält sich wie ein Chamäleon: Hat er Daten zu übertragen, weist er eine Breite von 8 Bit auf; laufen hingegen Instruktionen über den Bus, ist er 40 Bit breit. Die Datenübertragungsrate beträgt 2 MB pro Sekunde, die "Instruktionsübertragungsrate" entsprechend der fünffachen Breite 10 MB pro Sekunde.

Die Zentraleinheit mit einer Zykluszelt von 500 Nanosekunden liefern die Nürnberger Computerbauer mit Hauptspeicherkapazitäten von 80 bis 320 KB in Schritten zu 80 MB. Wahlweise sei eine 6- oder 8-Bit-Struktur erhältlich. Die 6-Bit-Struktur ist dabei eine Reminiszenz an die System Ten-Anwender. Das Betriebssystem erlaubt nach ICL-Angaben eine Verarbeitung von 20 Programmen gleichzeitig.

Vorgesehen ist der Anschluß von maximal 200 Bildschirmen oder Druckern. Um befriedigende Antwortzeiten zu erhalten, ist dies allerdings auch nach Nürnberger Ansicht ein rein theoretischer Wert. Für realistische Anwendungen in Unternehmen der angepeilten Zielgruppe reichten 20 Bildschirme ohnehin aus.

Als Programmiersprachen bietet ICL derzeit Cobol, RPG 11 und Assembler III an. Basic, so eine Information des Unternehmens, "ist fester Bestandteil des ICL-Entwicklungskonzeptes für die Zukunft". Netzwerke lassen sich mit IPA (Information Processing Architecture), entwickelt auf Basis des ISO 7-Funktions-Schicht-Modells, aufbauen. Per X.25-Schnittstelle erreicht man sowohl hauseigene wie Fremdrechner. IPA-Komponenten sind beispielsweise RSA (Remote Session Access: Teilhaber-/Teilnehmerbetrieb), DAF (Distributed Application Facility: gemeinsame Nutzung von Anwendungssoftware) oder ADI (Application Data Interchange: Datenaustausch zwischen Anwendungsprogrammen) .

Zu den Preisen des ab Ende Juli lieferbaren System 25: 100 000 bis 300 000 Mark kann der Interessent ausgerüstet mit vier Bildschirmen, 160 KB Zentraleinheit, 52 MB Plattenspeicher sowie einem Drucker mit 150 Zeichen pro Sekunde erfordert 128 000 Mark. Die Nixdorf-Wartung einschließlich Fernbetreuung per Akustikkoppler und Telefon gibt´s für 1058 Mark.

Bleibt noch Kienzle: Eine 9066/90 kostet 289 200 Mark und bietet 256 KB Hauptspeicher, je einen Bildschirm und Arbeitsplatzdrucker sowie zweimal 240 MB Plattenspeicher.

Als Anwendersoftware stehen laut ICL die "Merkur"-Programme für kaufmännische Anwendungen wie Auftragsabwicklung, Finanzbuchhaltung oder Lohn-/Gehaltsabrechnung sowie das "Safes"-Paket für die Fertigungssteuerung zur Verfügung. Wermutstropfen für Anwender, die vom System 25 aus weiterwachsen möchten: Auf dem Weg zur nächstgrößeren ME 29 könnten sie ins Stolpern kommen. Die Software ist nämlich nicht kompatibel.

ausgeben. Eine typische kleine Konfiguration, bestehend aus vier Bildschirmen, 80 KB Zentraleinheit, zwei Magnetbandkassetten zu je 10 MB, zweimal 35 MB Festplatte sowie einem 180 Zeichen pro Sekunde druckenden Nadeldrucker, kann für 136 000 Mark gekauft oder für monatlich 3279 Mark auf fünf Jahre gemietet werden. Die Wartung kostet einen Tausender im Monat extra. Auf 227 000 Mark kommt eine Konfiguration mit wiederum vier Bildschirmen, jedoch 160 KB Zentraleinheit, einer Bandkassette mit 10 MB, zweimal 65 MB Wechselplatte, Zeilendrucker (300 Zeilen pro Minute) und einem Nadeldrucker {180 Zeichen pro Sekunde).

Zum Vergleich einige attackierte Produkte: Das IBM-System /34 mit fünf Bildschirmen, 96 KB Hauptspeicher, 64 MB Plattenspeicher sowie Zeilen- (650 pro Minute) und Matrixdrucker (120 Zeilen pro Sekunde) kostet 205 423 Mark. Eine Nixdorf 8870,