Dienstleister IDS Scheer legt weiter zu

"Ich habe nicht vor, Kasse zu machen"

06.08.2004

CW: IDS Scheer legt seit Quartalen zu. Was ist Ihr Erfolgsrezept?

Scheer: Wir sind ein Unternehmen mit einer gelebten Vision und Wachstumsstrategie, die anderen IT-Dienstleistern oft zu fehlen scheint. Zudem sind wir international aufgestellt und machen mittlerweile mehr als die Hälfte unseres Umsatzes außerhalb Deutschlands. Die Einnahmen aus unserem Börsengang haben wir klug genutzt, indem wir während des Aktienbooms keine teuren Übernahmen gemacht haben.

CW: ...sondern 2003 das Amerika- und Osteuropageschäft des finanziell angeschlagenen Dienstleisters Plaut erwarben?

Scheer: Wir haben mit Plaut Themen für unser Auslandsgeschäft zugekauft. So waren wir bis dahin nicht stark im Implementierungsgeschäft für SAP aufgestellt, und es fehlte an Mittelstandskompetenz sowie einem Outsourcing-Angebot.

CW: Woraus besteht Letzteres?

Scheer: Mit den Rechenzentrumskapazitäten von Plaut Österreich können wir nun Outsourcing für Nischenmärkte wie die Überwachung und Steuerung von Produktionsstätten anbieten.

CW: Denken Sie an weitere Zukäufe?

Scheer: Wir planen eine größere Akquisition, die uns die Dominanz in einem Land, einer Branche oder (weltweit) bei einem unserer Themen wie Geschäftsprozesse bringen soll. Daneben wird es weitere kleine Übernahmen geben, die in diese Strategie passen.

CW: Wie sieht die Gesamtstrategie von IDS Scheer der nächsten Monate aus?

Scheer: Wir haben in den letzten Monaten das Motto "Back to the roots" verfolgt und unsere Berater für neue Entwicklungen im Prozess-Management geschult. Es darf nicht passieren, dass wir das Prozessthema jetzt, wo es von großen Unternehmen erkannt wird, plötzlich nicht mehr in den Mittelpunkt stellen.

CW: Insider prophezeien gelegentlich die Übernahme von IDS Scheer durch ihren engen Partner SAP.

Scheer: Es ist gut, dass Außenstehende unserer Kooperation solche strategische Bedeutung beimessen. Ich habe aber erklärt, dass für mich grundsätzlich ein Verkauf ein unternehmerisches Scheitern bedeuten würde. Ich habe nicht vor, Kasse zu machen.

Zweistelliges Wachstum

IDS Scheer hat den Umsatz in den ersten sechs Monaten des laufenden Geschäftsjahres um knapp 44 Prozent von 91,6 auf 131,6 Millionen Euro gesteigert. Dazu bei trug vor allem das durch Übernahmen gestärkte Auslandsgeschäft, das mit 77, 2 Millionen Euro erstmals das Inlandsgeschäft überstieg. Das operative Ergebnis (Ebita) der AG verbesserte sich gleichzeitig um 18 Prozent von 13,7 auf 16,1 Millionen Euro. Nach Abschreibungen wuchs das operative Ergebnis (Ebit) um mehr als 14 Prozent von 13,3 auf 15,2 Millionen Euro. Der Überschuss erhöhte sich um 19 Prozent von 8,5 auf 10,1 Millionen Euro. In Deutschland gelang es den Saarländern, die Erlöse mit 64,2 Millionen Euro leicht zu verbessern, der Betriebsgewinn ging jedoch von 11,5 Millionen auf 10,8 Millionen Euro zurück.