Unerwartet kräftiger Gegenwind für Ex-Monopolisten NSI

Icann erhält Rückendeckung von Politik und Industrie bei Domain-Neuordnung

13.08.1999
MÜNCHEN (CW) - Der Ex-Domain-Monopolist Network Solutions Inc. (NSI) geriet in einer kürzlich anberaumten Senatsanhörung unversehens in die Defensive. Der Gegenspieler, die Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (Icann), dagegen erfreut sich der Unterstützung durch die EU und neue Registrare.

Nach kräftiger Lobbyarbeit (die CW berichtete) wähnte sich NSI für die Anhörung über den Prozeß der Domain-Liberalisierung gut gerüstet. Doch nachdem die Abgeordneten Icann kurz für einige Verfahrensmängel bei gerügt hatten, nahmen sie NSI-CEO Jim Rutt unerwartet hart in die Mangel. Sie wollten unter anderem wissen, wie er sich die Zukunft der zentralen Internet-Adreßdatenbank vorstelle. Rutt entgegnete, daß NSI den Root-Server nach wie vor als Eigentum betrachte und daß sich daran auch nach dem Auslaufen des exklusiven Vertrags mit dem US-Handelsministerium im September 2000 nichts ändern werde.

Daraufhin warfen ihm die Senatoren vor, seine Firma sabo- tiere den gesamten Prozeß der Domain-Liberalisierung. Jamie Love, Mitglied des Handelskomitees: "Wir glauben, daß NSI ein Monopolist ist, der zu viel Geld für seine Dienste verlangt und die zentrale Datenbank für sich vereinnahmen will. Jemand muß der Firma die Meinung sagen." Er glaube, daß NSI nicht einmal die Existenz von Icann akzeptiere, setzte der Republikaner Bart Stupak noch eins drauf: "Das sieht wie eine klassische Verzögerungstaktik aus."

Unterdessen hat sich auch die finanzielle Notlage bei Icann etwas entspannt. Mehrere Registrare, die sich vom Ende des NSI-Monopols gute Geschäfte versprechen, haben der Organisation ihre Unterstützung zugesagt. Schaden kann es Icann sicherlich auch nicht, daß die EU-Kommission ihr angekündigtes Kartellverfahren gegen NSI nun offiziell eingeleitet hat.