Anwender haben noch Bedenken

IBMs neue Lizenzverfahren gelten auch in Deutschland

04.06.1993

Bereits letzte Woche hat die IBM in den USA ihren Richtungswechsel in puncto Lizenzpolitik bekannt gegeben (Siehe CW Nr. 22 vom 28. Mai 1993, Seite 1, Mit neuer Lizenzpolitik ...), der eine Abkehr von der bisherigen SW-Berechnung bedeutet. Bis dato wurde nur die Rechnergroesse beruecksichtigt. Diese neuen Verfahren zur Berechnung der SW-Gebuehren werden jetzt auch in Deutschland eingefuehrt. Ob die Anwender hierzulande auch in den Genuss des Preisstopps kommen, der in den USA bis Ende 1994 wirksam wird, will die IBM momentan nicht preisgeben.

Die Reaktion der Anwender in Deutschland auf die neue Lizenzpolitik ist positiv, wenngleich sich der Jubel in Grenzen haelt. "Erst bei der Implementierung stellt sich heraus, ob die Loesung die Benutzer zufriedenstellen wird", erklaert Dietmar Erwin, President der IBM-Anwendervereinigung Share. Er befuerchtet vor allem den organisatorischen Mehraufwand, der sich fuer die Betroffenen ergeben koennte.

"Es darf nicht darauf hinauslaufen, dass der Betreiber der Rechenanlage die Kontrollinstanz fuer die IBM spielen und die Ueberwachung uebernehmen muss", gibt Erwin zu bedenken. Probleme sieht er vor allem, wenn Softwareprodukte verschiedener Hersteller mit jeweils unterschiedlichen Mess-Tools aufeinandertreffen. "Die Messverfahren muessen standardisiert sein, damit es nicht fuer jedes Produkt ein eigenes Vehikel gibt. Die Hersteller sollten sich hier auf einen einheitlichen Standard einigen."

Die benutzerabhaengige Lizenzierung kann fuer folgende Programme, so IBM, ab sofort oder in Kuerze in Anspruch genommen werden: Office Vision unter MVS und VM, Display Write und Search Manager fuer die /370, Ecforms sowie Imageplus unter MVS und ESA. Noch in diesem Jahr sollen weitere Softwareprodukte unter diese Regelung fallen. Fuer die systemnahen Systeme bietet die IBM nutzungsabhaengige Berechnungsverfahren an. Sie betreffen DB/2, CICS, IMS/DB, IMS/TM und TSO/E. Das Messverfahren soll in Zusammenarbeit mit IBM-Kunden getestet und voraussichtlich Anfang 1994 eingefuehrt werden.