Drahtlose Datenkommunikation mit mobilen Terminals

IBM und Motorola: Datennetz in USA mit Rundfunkfrequenzen

16.02.1990

MÜNCHEN (IDG) - An einem USA-weiten Netz zur drahtlosen Datenkommunikation auf der Basis von Rundfunkfrequenzen arbeiten derzeit IBM und Motorola. Bereits am 1. April soll das System in Betrieb gehen.

Ein großes Stück vom Zukunftsmarkt der drahtlosen Datenkommunikation hoffen die beiden Elektronik-Giganten IBM und Motorola sich mit einem gemeinsamen

Tochterunternehmen sichern zu können. Das Joint-venture mit dem Namen Ardis Co. (Advanced Radio Data Information Service) soll ab 1. April ein flächendeckendes Netz anbieten und betreiben, das es ermöglicht, von praktisch überall in den USA drahtlos mit den an das Netz angeschlossenen Rechnern zu kommunizieren.

Ardis wird Motorolas bestehendes kommerzielles Radio- sowie ein internes Rundfunknetz nutzen, über das IBM seit sechs Jahren seine 18 000 Feldtechniker unterstützt. Der wesentliche Vorteil des Systems gegenüber der Datenkommunikation per Satellit besteht laut Ardis-Chef Jack Blumenstein darin, daß mit ihm längere Nachrichten übermittelt werden können und daß es auf den 800- oder 900-MHz-Radiofrequenzen arbeitet, die im Freien ebenso wie in geschlossenen Räumen verwendbar sind.

Die normale Übertragungsrate beträgt 4,8 KBaud, in Ballungsgebieten kam man bei Tests allerdings schon auf den vierfachen Wert. Der Netzanschluß ist vorerst nur über Motorolas drahtloses Taschenterminal KDT 840 möglich. Es enthält ein spezielles RF(Radiofrequenz)-Modem, das neben anderen Protokollen auch IBMs LU 6.2 unterstützt. In Zusammenarbeit mit Drittherstellern, darunter Apple und Zenith, will Motorola das Modem demnächst auch für PCs verfügbar machen.

Ganz billig wird die neue Freiheit nicht: Das Modem schätzt Blumenstein, wird um die 3000 Dollar kosten. Dazu kommen durchschnittlich 100 bis 150 Dollar im Monat an Benutzungsgebühren.

Ardis wird nicht lange das einzige System dieser Art bleiben. Die RAM Mobile Data Inc. baut derzeit ein Rundfunk-Datennetz auf, das ab dem vierten Quartal 1990 die 50

größten städtischen Regionen der USA verbinden soll. Verglichen mit dem Netz der beiden DV-Riesen wirkt das allerdings wie Kinderkram: Über 1100 Sendeanlagen machen Ardis in 8000 Städten verfügbar. Es erreicht damit 97 Prozent der städtischen Regionen in den USA.

Ein weiterer Unterschied: Während RAM die Spezifikationen für das erforderliche Modem bereits veröffentlicht hat, will Motorola die seinen für sich behalten. Das Ardis-Modem wird es somit ausschließlich von Motorola geben. +