Bislang existieren zwei Konzepte

IBM und Intel wollen sich auf neue I/O-Architektur einigen

25.11.1998
MÜNCHEN (CW) - Im Streit um die Nachfolge des PCI-Bussystems scheinen sich IBM und Intel wieder näherzukommen. Intel hatte die von IBM, Compaq und Hewlett-Packard entwickelten PCI-X-Spezifikationen mit der Vorlage einer eigenen Architektur gekontert.

Die öffentliche Auseinandersetzung der Branchenschwergewichte begann bereits im September. Das Entwicklungstrio um IBM stellte die PCI-X-Spezifikationen vor, die den einst von Intel entwickelten PCI-Bus ablösen sollen. Intel selbst war an diesen Arbeiten nicht beteiligt. Insider gaben seinerzeit an, die Unternehmen wollten verhindern, daß Intel über proprietäre Erweiterungen des PCI-Busses zusätzliche Lizenzgebühren von Rechnerherstellern verlange. Gleichzeitig bemühten sich die Entwicklungspartner aber, den Chipkonzern für die Unterstützung von PCI-X zu gewinnen.

Auf einem Industrieforum in San Diego Anfang November konterte Intel diese Initiative mit der Vorlage seiner Next Generation-I/O-(NGIO-)Architektur, die den weitverbreiteten PCI-Standard bis zum Jahr 2000 ersetzen soll. Statt der bisher üblichen parallelen Busse greift NGIO auf mehrere Switching-Komponenten zurück, die Punkt-zu-Punkt-Verbindungen zwischen den einzelnen Komponenten innerhalb eines Rechners herstellen. IBM arbeitet mit "Future I/O" an einer ähnlichen Architektur (siehe CW 47/98, Seite 43). Future I/O soll nach der Lesart Big Blues wiederum die gerade erst fertiggestellte PCI-X-Spezifikation ablösen.

Schon Anfang November erklärte ein hochrangiger IBM-Manager gegenüber dem britischen Nachrichtendienst "Computergram", man verhandle mit Intel. Ziel der Gespräche sei es, die Kalifornier dazu zu bewegen, die eigenen Entwicklungen mit denen IBMs zusammenzulegen und auf diese Weise einen gemeinsamen offenen Standard für eine künftige Busarchitektur zu schaffen.

Intel-Manager Mitch Shults argumentiert demgegenüber, NGIO sei aus einer zweijährigen Zusammenarbeit von über 20 Partnern entstanden, darunter Sun Microsystems. Entgegen den Vorwürfen aus der Branche, Intel beabsichtige, für NGIO zusätzliche Lizenzgebühren einzufordern, sei man mit dem Standardisierungsgremium PCI Special Interest Group übereingekommen, daß die Spezifikationen allen Herstellern kostenfrei zur Verfügung gestellt werden. IBM dagegen habe sich geweigert, ähnliche Zugeständnisse bezüglich seiner I/O-Technik zu machen.

Trotz dieser Differenzen scheint ein gemeinsames Vorgehen der Kontrahenten möglich. Nach den jüngsten öffentlich ausgetragenen Auseinandersetzungen seien die Verhandlungen "wieder in Gang gekommen", erklärte ein IBM-Sprecher.