IBM übertrifft die Gewinnerwartungen

19.07.2005
Für das zweite Finanzquartal legte das Unternehmen überraschend gute Ergebnisse vor. Besonders das Geschäft mit Dienstleistungen und Software zog an. Probleme gibt es nach wie vor in Westeuropa.

Nach einem enttäuschenden ersten Quartal überraschte IBM die Finanzwelt mit einer Gewinnsteigerung bei stabilen Umsätzen. Der Aktienkurs des weltgrößten IT-Konzerns stieg nach Bekanntgabe der Zahlen für das zweite Quartal (Ende: 30. Juni) um fast fünf Prozent.

In der abgelaufenen Rechnungsperiode verbuchte IBM mehrere Sondergeschäfte, darunter den 1,8 Milliarden Dollar schweren Verkauf der PC-Sparte an die chinesische Lenovo Group. In der Bilanz schlägt sich der Deal mit außerordentlichen Einkünften von 1,1 Milliarden Dollar nieder. Hinzu kommen 775 Millionen Dollar, die der Hersteller nach einer gütlichen Einigung im Kartellrechtsstreit mit Microsoft erhielt. Auf der Ausgabenseite schlugen rund 1,7 Milliarden Dollar für Entlassungen und Restrukturierungsmaßnahmen zu Buche.

Klammert man solche Sonderfaktoren aus, hat IBM einen Gewinn von 1,82 Milliarden Dollar erwirtschaftet; im zweiten Quartal 2004 waren es 1,74 Milliarden. Der Gewinn pro Aktie belief sich auf 1,12 Dollar. Von Thomson First Call befragte Analysten hatten zuvor lediglich mit 1,03 Dollar gerechnet. Der Konzernumsatz ging im Jahresvergleich von 23,1 Milliarden auf 22,3 Milliarden Dollar zurück. Ohne Berücksichtigung des PC-Geschäfts errechne sich eine Umsatzsteigerung um sechs Prozent, erklärte das Unternehmen.

Zu den guten Ergebnissen trug insbesondere die Dienstleistungssparte IBM Global Services (IGS) bei. Sie steigerte die Umsätze um sechs Prozent auf zwölf Milliarden Dollar. Zum Quartalsende verzeichnete IGS einen Auftragsbestand von 113 Milliarden Dollar gegenüber 118 Milliarden Dollar im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Im ersten Quartal war das Dienstleistungsgeschäft noch hinter den Erwartungen zurückgeblieben.

Weniger erfreulich entwickelte sich das Mainframe-Geschäft. Die Umsätze mit Großrechnern der "Z-Series" brachen um 24 Prozent ein. Finanzchef Mark Loughridge begründete den Rückgang mit der Ankündigung neuer Rechnermodelle, die ab September ausgeliefert werden sollen. Dagegen legten die Softwareumsätze um zehn Prozent auf 3,8 Milliarden Dollar zu. IBMs Bruttogewinnmarge erhöhte sich gegenüber dem Vorjahreszeitraum von 36,4 auf 39,4 Prozent.

14 600 Stellen gestrichen

Vorstandschef Samuel Palmisano zeigte sich mit den Ergebnissen zufrieden: "Wir haben unser PC-Geschäft reibungslos an Lenovo übertragen, in Europa ein gestrafftes Management-System eingeführt und wichtige Unternehmensteile im Hinblick auf zukünftiges Wachstum restrukturiert." Im zweiten Finanzquartal habe IBM seine "Form wieder erreicht".

Dazu dürften auch die von Arbeitnehmervertretern kritisierten Restrukturierungsmaßnahmen beigetragen haben. Nach Angaben von Finanzchef Loughridge fielen diese intensiver aus als ursprünglich angekündigt. Im April hatte IBM erklärt, 13 000 Stellen abzubauen. Tatsächlich fielen 14 600 Arbeitsplätze dem Rotstift zum Opfer, die meisten davon in Europa. Rund 8000 Mitarbeiter haben das Unternehmen bereits verlassen.

Vor diesem Hintergrund lobte der Manager die Geschäftsentwicklung in der Region Europa, Naher Osten und Afrika (Emea). Zwar seien die Einnahmen mit 7,5 Milliarden Dollar im direkten Vergleich mit dem Vorjahresquartal auf gleichem Niveau geblieben. Rechne man Währungsschwankungen und den Ausstieg aus dem PC-Geschäft heraus, ergebe sich aber ein Wachstum um vier Prozent. Dessen ungeachtet deutete Loughridge an, dass die Probleme in Europa noch nicht gelöst sind. Die Einnahmen in Deutschland, Frankreich und Italien sind im Jahresvergleich weiter zurückgegangen. (wh)