Web

IBM steigt bei Ariba und i2 ein

09.03.2000
Strategische Allianz für B2B-Portale

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - IBM hat eine strategische Allianz mit zwei der wichtigsten Player im Markt für den elektronischen B2B-Handel (Business-to-Business), i2 Technologies und Ariba, geschlossen. Die Börse nahm die Nachricht erfreut zur Kenntnis - alle drei Unternehmen konnten nach Bekanntwerden der Nachricht zulegen (IBM plus 3 Dollar, Ariba plus 6,50 Dollar und i2 plus 22,19 Dollar).

Um die Zusammenarbeit auch wirtschaftlich zu zementieren, steigt IBM bei beiden neuen Partnern mit einer Minderheitsbeteiligung ein. Diese liegt bei Ariba zwischen einem und 1,5 Prozent und wird von Ariba-CEO (Chief Executive Officer) Keith Krach mit rund 400 Millionen Dollar beziffert. Der Anteil könnte auf zwei bis 2,5 Prozent wachsen, falls die Armonker "bestimmte Bedingungen" erfüllen - welche, wollte Krach nicht verraten. Auf die bereits seit dem vergangenen Jahr bestehende Allianz mit Hewlett-Packard - beide betreiben das Ariba.com-Netz auf HP-Hardware - soll die IBM-Kooperation laut Krach übrigens keine Auswirkungen haben. "Hier passiert gar nichts, HP ist weiterhin ein großartiger Partner für uns", erklärte der Ariba-Boss. "Die heutige Ankündigung ist für alle Plattformen offen, und wir machen auf jeden Fall mit HP weiter." An i2 hält IBM weniger als ein Prozent, das Investitionsvolumen liegt bei knapp 200 Millionen Dollar. Auch hier ist unter unbekannten Bedingungen eine Erhöhung (auf 1,5 Prozent) vorgesehen.

Ziel der Kooperation ist eine Integration von Aribas Software für das Online-Beschaffungswesen mit dem SCM-System (Supply-Chain-Management) von i2 auf Hardware von Big Blue, das zu diesem Zwecke auch noch allerhand Middleware beisteuert, unter anderem den hauseigenen Application Server "Websphere", die DB2-Datenbank, die Messaging-Suite "MQSeries" sowie die "Commerce Suite". Auf dieser Basis will die Troika "private und öffentliche Portale" für den B2B-Handel anbieten.

Die resultierenden Produkte soll IBMs weltweite Vertriebsmannschaft mit Schützenhilfe ausgewählter Mannschaften von Ariba und i2 an den Kunden bringen, den Support übernimmt die "Global-Services"-Division von Big Blue, die den Partnern unter anderem Systemintegration und Hosting-Dienste bereitstellen wird. Ein weiterer Bestandteil des Deals sind Vereinbarungen über gegenseitigen Technologieaustausch ("Cross Licensing") und ein möglicher Aufbau von vier Kundenzentren weltweit. IBM wird die Resultate der Zusammenarbeit dem Vernehmen nach auch dazu nutzen, ein internes Portal für das konzernweite Beschaffungswesen (Volumen: 45 Milliarden Dollar pro Jahr) aufzusetzen.

Bleibt die Frage nach der Bewertung der Ankündigung, die viele Beobachter als Reaktion auf die Pläne von Oracle deuten. Die Company von CEO Lawrence "Larry" Ellison hatte sich im vergangenen Monat mit dem Ariba-Konkurrenten Commerce One zusammengetan, um einen elektronischen Marktplatz für die Automobilbranche etablieren. Gestern folgte dann die Ankündigung eines Portals für den Lebensmittelhandel, den Oracle in diesem Sommer zusammen mit Chevron und Wal-Mart ans Netz bringen will. Der Oracle-Kurs stieg nach Bekanntwerden der Nachricht um mehr als zehn Prozent.

J.C. Simbana von American Frontier, einer Investmentbank aus Denver, hält die Partnerschaft von IBM, Ariba und i2 für den richtigen Schritt: "Statt eine Menge Geld und Ressourcen zu vergeuden, um aus eigener Kraft ein Big Player zu werden, hat sich IBM Partner ausgesucht, deren Kernkompetenz der Aufbau von elektronischen Handelsplätzen ist." Adrian Gonzalez von der ARC Advisory Group dagegen hat Bedenken: "Wir haben hier drei echte B2B-Größen, die alle etwas zu dem Mix beisteuern. Aber wenn man drei große Köpfe in einen kleinen Raum steckt, ist die Gefahr von Zusammenstößen und Kopfschmerzen ziemlich groß." Stephen Goldstein von Renaissance Strategy erklärte mit Blick auf die Vielzahl vergleichbarer Kooperationen, Unternehmen müssten ihren Ankündigungen auch Taten folgen lassen. Derzeit resultiere "der meiste Schwung aus Pressemitteilungen", kritisierte der Analyst. Der IBM billigte Goldstein allerdings Stärken bei Aufbau und Pflege von Partnerschaften und eine solide Ausgangsposition im B2B-Handel über das Web zu. Charles Phillips von Morgan Stanley wollte die Allianz nicht überbewerten. "Wir haben hier ein paar Marktführer, die sich formiert haben, aber es kann sich noch vieles ändern", so der Investmentbanker. "Auf die heutige Allianz könnten andere folgen, und bereits bestehende könnten sich ändern."