Dedizierter Java-Prozessor soll Kosten senken

IBM stärkt Mainframe für den Mittelstand

16.04.2004
BÖBLINGEN (wh) - IBM bemüht sich weiterhin, neue Märkte für seine Z-Series-Großrechner zu erschließen. Das neue Modell "z890" soll vor allem mittelständische Kunden ansprechen. Mit einem dedizierten Java-Prozessor und zusätzlichen Skalierungsmöglichkeiten könnten Unternehmen Kosten sparen, lautet das Versprechen.

Das 40-jährige Jubiläum des S/360-Mainframes nutzte IBM auch dazu, neue Modelle und Verbesserungen der Z-Series-Rechner vorzustellen. Dazu gehören die Z890-Server, die die Nachfolge der bereits verfügbaren Z800-Reihe antreten sollen.

Für die Mini-Mainframes hat der Hersteller das im Mai 2003 vorgestellte Spitzenmodell "Z990" abgespeckt. Die Z890-Server lassen sich von einer bis auf vier CPUs skalieren, die Einstiegsrechenleistung liegt bei 26 Mips. Per Softwareaktivierung können Kunden zusätzlich die Kapazität jeder einzelnen CPU in sieben Stufen bis auf 366 Mips steigern. Sie erhielten damit erheblich mehr Flexibilität, argumentiert IBM. Insgesamt stehen 28 Kapazitätsstufen zur Verfügung; die maximale Rechenleistung liegt bei 1365 Mips.

Kostensenkend soll sich der Einsatz eines dedizierten Java-Prozessors auswirken, den IBM unter der Bezeichnung "Z-Series Application Assist Processor" (Zaap) bewirbt. Im Vergleich zu den Standard-CPUs liege dessen Preis etwa 50 Prozent niedriger. Dabei erkenne das Betriebssystem im laufenden Betrieb, wenn eine Java Virtual Machine (JVM) gestartet wird, erläuterte Jürgen Ley, Brand Manager für die Z-Series-Systemsoftware bei IBM Deutschland. Verarbeitungsaufgaben würden dann automatisch an die Zaap-Instanz weitergeleitet.

Hintergrund dieser Bemühungen sei die wachsende Bedeutung von Java-Systemen wie Websphere, so Ley weiter. Schon heute basierten rund 30 Prozent der Arbeitslasten auf dem Mainframe auf der Java 2 Enterprise Edition (J2EE), für neue Workloads liege der Anteil bei 70 Prozent.

IBM reagiert damit auch auf Forderungen von Kunden, die den Betrieb von Mainframe-Software noch immer als zu teuer kritisieren. So sollen die Java-Prozessoren künftig auch für die Z990-Maschinen einsetzbar sein. Mit den schon länger verfügbaren Integrated Facilities for Linux (IFL) verfolgt Big Blue eine ähnliche Strategie. Denkbar wären nach dieser Logik auch dedizierte Prozessoren für andere Aufgaben, beispielsweise für DB2 oder TCP/IP. Entsprechende Pläne bestätigt IBM allerdings nicht. Im Gegensatz zu den Vorgängermodellen lassen sich die Z890-Server auch in einem Parallel-Sysplex-Verbund koppeln, eine Option, die gerade mittelständische Kunden aber wohl eher selten in Anspruch nehmen dürften.

z/OS 1.6 kommt im September

Die Z890-Rechner sind ab Ende Juni verfügbar. Für die Nutzung der Java-CPUs benötigen Anwender die z/OS-Version 1.6, die erst im September auf den Markt kommt. Der Einstiegspreis für den kleinen Mainframe liegt bei rund 200 000 Euro. Passend dazu bringt IBM im Mai das Plattenspeichersystem "ESS 750" auf den Markt. Kunden können mit einer Einstiegskonfiguration von 1,1 Terabyte starten und die Kapazität auf mehr als 4,6 Terabyte steigern. (wh)