The Waves of Change

IBM-Prognosen

16.06.1978

Die Tabelle zeigt die für das IBM System 370/145 prognostizierten Umsatz- und Gewinnerwartungen. Die Daten wurden auf der Grundlage von zwei verschiedenen Kenn- größen ermittelt. Zum einen wurden Umsatz- und Gewinnerwartungen unter Zugrundelegung der "nominellen", also durchschnittlichen Lebensdauer von 48 Monaten des Systems 370/145 berechnet - dem gegenüber stehen Schätzungen, die auf der unter spezifischen Marktbedingungen angenommenen "tatsächlichen" Lebensdauer des Systems beruhen.

Was hier auffällt, ist, daß der aufgrund der prognostizierten tatsächlichen Lebensdauer geschätzte Umsatz mit 4,345 Milliarden Dollar rund 20 Prozent höher ist als der auf der nominellen Basis von 48 Monaten errechnete Umsatz von 3,446 Milliarden Dollar - bei diesen Schätzungen geht man bei IBM von einer tatsächlichen Lebensdauer des Systems von rund 60 Monaten aus.

Zwei Gesichtspunkte sind hier besonders hervorzuheben. Auf nomineller Kalkulationsbasis schwanken die Vorsteuergewinnmargen zwischen 22,1 Prozent für Magnetkarten - und 38,5 Prozent für Plattenequipment - bei einer Durchschnittsquote von 31,3 Prozent für das Gesamtsystem. Die aufgrund der tatsächlichen Lebensdauer des Systems errechneten Gewinnspannen liegen noch um einiges höher - und zwar zwischen 43,3 Prozent und 58,8 Prozent über den entsprechenden Werten auf nomineller Basis. Die Gewinnmargen sind hier im Durchschnitt um rund 54,1 Prozent höher.

Aus dieser Kalkulation, die für längere Leasingzeiträume von mehr als 48 Monaten weitaus günstigere Gewinnchancen erkennen lassen, wird die Attraktivität dieses Geschäfts für IBM verständlich - nicht umsonst also nimmt das Leasinggeschäft einen derart breiten Raum in den Aktivitäten dieses Herstellers ein. Dabei spielt gewiß auch eine wichtige Rolle, daß IBM weder durch die Konkurrenz noch durch eigene Neuentwicklungen eine Gefährdung dieser Unternehmenspolitik zu befürchten braucht.

Der Grund, warum die auf Basis der tatsächlichen Systemlebensdauer errechneten Zusatzgewinne nicht noch höher sind, dürfte darin liegen, daß der Overhead beim System 370 relativ hoch war.

Auch bei dem neueren System 138, 148 oder 3033 liegt das Schwergewicht auf langfristigem Leasing beziehungsweise Verkauf des Equipments - diese Marketingpolitik ist kurzfristigen Mietverträgen eher abgeneigt. Das kurzfristige Mietgeschäft scheint für IBM zu riskant geworden zu sein - vielleicht auch deshalb, weil man angesichts der raschen technologischen Entwicklung befürchtet, auf älteren Systemen sitzenzubleiben. Die Auftragsquote für das neue Großsystem 3033 kann sich sehen lassen - innerhalb der ersten zwei Monate wurden bereits 2000 Einheiten geordert, die Auslieferung dürfte bis Ende 1979 andauern. (2000 Systeme 3033 - das entspricht einer Kapazität von Milliarden von Instruktionen pro Sekunde.) Allein schon das Auftreten dieser enormen Rechnerkapazitäten dürfte den gesamten Computermarkt in den nächsten Jahren nachhaltig bestimmen.

Charles P Lecht ist Gründer und Vorsitzender der Advanced Computer Techniques Corporation (ACT).

Übersetzung: Reinhold Falkner