US-Analysten rechnen mit Announcements für Systeme 36 und 38

IBM muß DPP-Karten auf den Tisch legen

20.06.1986

ARMONK (CW) - Erweiterungen der Systeme /34 und /38 sowie eine Reihe von Softwarepaketen für die beiden Mittelklassemaschinen dürfte IBM anläßlich der National Computer Conference (NCC) in Las Vegas ankündigen.

Amerikanische Brancheninsider rechnen damit, daß Big Blue dann auch zu strategischen Aspekten der verteilten Datenverarbeitung (DDP) klare Stellung nehmen wird. Immer weniger Anwender entscheiden sich nämlich für die betagten Schrägstrichmaschinen, wenn es um Abteilungsanwendungen geht.

Kernpunkt der Announcements dürfte nach Ansicht von US-Analysten der Plan des Branchenriesen sein, bei den Modellen 5360 und 5302 des Systems /36 Performance-Verbesserungen zwischen 70 und 90 Prozent zu erzielen.

Tom Henkel, IBM-Spezialist des Marktforschungsinstituts Yankee Group, rechnet ferner damit, daß der Marktführer mit Preisermäßigungen von bis zu 15 Prozent für die beiden 16-Bit-Rechner aufwarten wird.

Neues erwarten die amerikanischen Branchenkenner auch für das System /38: IBM werde voraussichtlich eine High-End-Version mit einem 3370-Plattenlaufwerk vorstellen.

Im Softwarebereich dürften sich die Announcements auf Programmpakete beziehen, die auf eine bessere Datenkommunikation zwischen dem System/36 und einem IBM-Mainframes zielen. Möglicherweise, so Tom Henkel, werde auch RPG III angekündigt, eine für das System/38 konzipierte Datenbanksprache, die auch auf dem "kleineren Bruder" des Rechners lauffähig sei. In diesem Fall zeichne sich ein Trend ab, die Inkompatiblität der beiden Maschinen zu überwinden.

Große Bedeutung messen amerikanische Branchenkenner auch der Frage bei, ob IBM sich wirklich der Diskussion um die verteilte Datenverarbeitung stellen wird. Die diesbezügliche Strategie des Branchenriesen habe bereits die Ankündigung des RT PC überschattet und gewinne zunehmende Bedeutung angesichts der Gerüchte, daß Big Blue im Oktober eine PC-Version der 4300 herausbringen soll.

Dieses Produkt, so Tom Henkel, stelle eine direkte Konkurrenz zur Microvax II von Digital Equipment dar.

Total verunsichert fühlen sich in dieser Situation die Anwender. Sie wissen nicht, ob sie für ihre abteilungsinterne DV den RT PC, das System/36 oder eine Micro-4300 einsetzen sollen. Folglich vertagen sie ihre Kaufentscheidung oder entscheiden sich für das Konkurrentenprodukt, also für die Microvax II.

Wenn IBM die Ankündigung des Micro-4300 in diesem Herbst nicht realisieren kann, so Henkel, ist eine Aufwertung des System/36 zum gegenwärtigen Zeitpunkt geradezu lebensnotwendig.