Personalkosmetik statt Strukturmaßnahmen:

IBM: Michel geht - Dorn wird Kronprinz

06.06.1986

STUTTGART (CW) - Die IBM Deutschland reorganisiert Vertrieb und Marketing. Der vor rund zweieinhalb Jahren im Rahmen eines "kundenorientierten Gesamtvertriebs" (O-Ton IBM) geschaffene eigenständige Bereich "Neue Märkte" unter Leitung von Karl Edmund Michel wird aufgelöst.

Michel steht der Geschäftsführung in Telekommunikations-Fragen bis zum Jahresende als Berater zur Seite und wird Anfang nächsten Jahres vorzeitig in den Ruhestand treten. Der IBM dürfte diese Entwicklung schon bei der Ausgliederung der "Neuen Märkte" bekannt gewesen sein. So berichtete die COMPUTERWOCHE am 20. Januar 1984: "In Stuttgart hält sich das Gerücht, der Marketier (gemeint ist der damals 53jährige Michel) wolle sich vorzeitig in den Ruhestand begeben."

Bernhard Dorn, bislang Leiter Vertrieb Informationssysteme (VI), übernimmt die Oberaufsicht über vier der sieben ehemaligen Michel-Stabe. Das Schicksal der drei übrigen Stäbe lassen die Stuttgarter vorerst noch offen.

Vor gut einem Monat wurde Dorn zum stellvertretenden Geschäftsführer ernannt. Die Auswirkungen dieser "Berufung" zeigen sich jetzt: Unter dem stellvertretendem Vorsitzenden der Geschäftsführung, Hans-Olaf Henkel, hält Dorn alle Vertfiebs- und Marketingfäden in der Hand. Als seinen Nachfolger für den neu strukturierten Bereich "Vertrieb Informationssysteme" nominierte er seinen bisherigen regionalen Vertriebsleiter für das Nord-West-Gebiet, H. Jensen. Bernhard Auer, Leiter Vertrieb Handelspartner, berichtet jetzt über den "Umweg" Dorn an Henkel.

"Verkürzung der Entscheidungs und Berichtswege", lautet die Begründung des Branchenführers für die Zentralisation von Marketing- und Vertriebsaufgaben. Mit dem gleichen Argument hatte Big Blue am 10. Juli letzten Jahres die seit 1981 getrennten Bereiche Informationsysteme/Projekte (VP) und Informationssysteme/Anwendungen

(VA) zusammengelegt und den Vertrieb Handelspartner als eigenständigen Bereich etabliert (CW Nr. 28 vom 12 Juli 1985). Damals wie auch eineinhalb Jahre vorher bei der Einrichtung des Michel-Bereichs "Neue Märkte" (CW Nr. 4 vom 20. Januar 1984) führten Branchenkenner die Reorganisation auf den stetig wachsenden Umsatzdruck zurück. Auch bei den jüngsten Maßnahmen dürften die eher schleppenden Verkäufe der Low-end-Geräte (PCs) eine nicht unwesentliche Rolle gespielt haben.