IBM-Mainframes laufen unter Unix

19.02.1982

SANTA MONICA (CW/je) - IBM hat ein Auge auf das Betriebssystem Unix geworfen. Dies berichtete die amerikanische Fachzeitung COMPUTERWORLD unter Berufung auf eine Unix-Benutzerfagung, anläßlich derer Steven Buroff, Manager bei Unix-Vertreiber Bell Laboratories, einige Einzelheiten enthüllte.

Nach Buroffs Darstellung - er hat mit IBM eng an Softwareprojekten zusammengearbeitet - ist nicht auszuschließen, daß das neue Betriebssystem auf Unix-Basis speziell für IBMs Großrechner verfügbar sein wird. Zur Untermauerung dieser These wies er auf erfolgreiche Versuche bei Bell Labs'hin, das Betriebssystem auf IBM-Rechner mit /370-Architektur zu übertragen.

Ergebnis dieser Portabilitätsbemühungen ist ein modifiziertes Unix, das auf Anlagen wie /370-158, 4341 und 3033 läuft. Die Hälfte dieses Unix-"Derivats" besteht nach Buroffs Angaben aus dem existierenden Kernel, der auf die /370-Architekturerfordernisse abgestimmt wurde, die andere Hälfte aus einem residenten Supervisor, den IBM höchstselbst durch Anpassung des eigenen Softwareprodukts "Time Sharing System"(TSS) beisteuerte.

Außerdem, ergänzte Buroff, habe IBM Software für einen Front-End-Prozessor auf Serie/1-Basis entwikkelt, der die Terrninalfunktionen für Unix-betriebene Jumbos übernehmen soll. Größter unter den IBM-Mainframes, die derzeit unter dem modifizierten Unix (Release 3.0) laufen, ist eine 3033 AP mit fünf Serie/1-Front-End-Rechnern, die bis zu 200 Benutzer unterstützen.

Warum Bell die Unix-Implementation auf Anlagen der /370-Klasse realisierte, und nicht etwa auf PDP-11-Rechnern von DEC, ist für Buroff klar: 1.) sei die Zahl der Fälle nicht gering, in denen an die 200 konkurrierende Programmierer an einem Zentralrechner hängen - mehr als die meisten Minis verkraften könnten, 2.) böten die großen IBM-CPUs häufig eine bessere Zuverlässigkeit reklamierten eine höhere Leistungsfähigkeit für sich und unterstützten größere gemeinsam nutzbare Datenbanken als die PDP-11-Serie.