Geschwindigkeit ist Trumpf bei Big Blue

IBM lockt Microsoft-Anwender mit Betriebssystem PC-DOS 6.0

26.03.1993

Das von Bill Gates entwickelte und spaeter von IBM uebernommene Betriebssystem PC-DOS soll in der neuen Version 6.0 Microsofts neuer DOS-Ausfuehrung Paroli bieten. "Wir sehen als Zielmarkt nicht nur die eigene IBM-Hardware, sondern grundsaetzlich auch andere kompatible Rechner", bekraeftigt Herbert Kahl, Chefberater fuer PS/2-Technologie bei IBM, das Vorhaben. Jedoch schraenkt der Big- Blue-Mitarbeiter ein: "Wir koennen nicht jeden Garagen-PC, ueber den wir keine Informationen haben, supporten."

Die Vorteile des IBM-Betriebssystems gegenueber MS-DOS 6.0 liegen nach Angaben von Casey Walley, Director of Marketing bei Big Blue, hauptsaechlich in einer Geschwindigkeitssteigerung. Wie Walley gegenueber der CW-Schwesterpublikation "Infoworld" mitteilte, arbeitet IBMs PC-DOS 6.0 nahezu 20 Prozent schneller als die Version von Microsoft.

Nachteile entstehen dem Anwender gegenueber MS-DOS-Usern, so Wally, durch das Betriebssystem von Big Blue nicht. Denn durch die derzeit noch mit denen von MS-DOS identischen Application Programming Interfaces (API) koennten Anwender fuer Microsofts Betriebssystem geschriebene Programme auf Big Blues DOS verwenden.

Aehnlich dem Aufbau von MS-DOS 6.0 wird auch die IBM das fuer Mitte 1993 angekuendigte Betriebssystem mit Utilities wie Datenkompression, Speicherverwaltungs-Tools und Viren-Checker ausruesten. "Diese Utilities werden umfangreicher als die in MS-DOS sein", prophezeite Walley.

PC-DOS 6.0 soll auch als separates Paket und fuer OEMs angeboten werden. Ausserdem kann nach Angaben von Walley das Betriebssystem individuell konfiguriert und der ROM-Chip angepasst werden.