System1, nackte Hardware ab 10 000 Mark

IBM kündigt 16-Bit-Minicomputer an

26.11.1976

ATLANTA - Rund 10 000 Mark für einen IBM-Computer - eine Sensation! Am 16. November kündigte die International Business Machines Corp. für den US-Markt unter der Bezeichnung Serie/1 eine neue 16-Bit-Minicomputer-Familie an, die zunächst aus zwei Modellen 3 und 5 mit jeweils zwei Untermodellen a und b besteht. Mit dieser lang vorausgesagten Ankündigung ("Peachtree": siehe CW-NR. 41 vom 8. 10. 76), die den Minicomputer-Herstellern das Fürchten lehren sollte, setzt der Marktführer die mit den Systemen/32 und 5100 begonnene, auf Kompaktrechner-Anwender gerichtete Marketingstrategie fort.

Mit den neuen Minis werden indes keine Problemlösungen verkauft: IBM bietet nur die nackte Hardware an, wobei lediglich Kauf möglich ist.

Die Ein-Platinen-CPU des Modells 3 a füllt ein 19-Zoll-Chassis nur zur Hälfte, die Zentraleinheit der 5er-Modelle besteht aus drei Platinen (Leistungsdaten siehe Tabelle).

Für IBMs neue Kleincomputer ist keine höhere Programmiersprache vorhanden. Als "Stand-Alone-Utilities" (IBM-Terminus) werden Platten- und Disketten-Betriebssysteme sowie Dienstprogramme für "Task Management" und "Ein-/Ausgabe" angeboten. Verfügbare Basis-Software: Macro-Assembler, Text Editor und Linkage Editor. Monatliche Lizenzgebühren: zirka 100 Dollar auf 24-Monats-Leasingbasis.

Das System/1 ist nach IBM-Angaben sowohl stand-alone wie als Satellitenrechner einsetzbar - Kommunikations-Prozeduren können sowohl BSC wie SDLC sein.

Zusätzliche Erweiterungs-Möglichkeiten: Ein-/Ausgabe-Erweiterungs-Einheit, Floating-Point-Prozessor, Disketten-Station (250 000 oder 500 000 Bytes Speicherkapazität), Plattenspeicher-Subsystem (9,3 Mio. Bytes), Serial und Matrixdrucker, Bildschirm mit alphanumerischer Tastatur sowie als Prozes-Peripherie eine sogenannte "Sensor-I/0 -Einheit"

Für das "nackte" Modell 3 (ohne Hauptspeicher) nennt IBM einen Kaufpreis von 4360 Dollar, das Modell 5 soll in der Basiskonfigurations - gleichfalls ohne Hauptspeicher - 6165 Dollar kosten. Ein groß ausgebautes System mit allen Optionen kann - wie es weiter heißt - die 100 000-Dollar-Grenze erreichen. Wann die "Peachtrees" für den europäischen Markt freigegeben werden, blieb - wie immer bei bedeutenden IBM-Ankündigungen - "geheime Kommandosache". CW bleibt am Ball.