Japanische Offensive bei Personal Computern erwartet:

IBM-Kopie macht Big Blue zu schaffen

19.11.1982

NEW YORK (VWD) - IBM, dessen Personal Computer sich im letzten Jahr sehr gut auf dem amerikanischen Markt verkauften, muß sich mehr und mehr auf die Konkurrenz von kompatiblen Rechnern anderer Hersteller einstellen. Diese sind vielfach nur nachgebaute IBM-Geräte. Im nächsten Jahr wird auch mit einer neuen Offensive der japanischen Hersteller auf dem Gebiet der Personal Computer gerechnet.

Gegenwärtig haben die Japaner noch kein Interesse an diesem Segment des US-Marktes, da die Nach frage in ihrem eigenen Land die Kapazität gut auslastet. Das Nachbauen lohnt sich. So hat die Franklin Computer Corp. vor einem Jahr begonnen, den Personal Computer "Ace" zu vermarkten. Der Rechner ist denen von Apple und Tandy nachempfunden. Das Unternehmen ist zufrieden, wenngleich es weniger als ein Prozent des Apple-Umsatzes macht. Aber dabei kamen immer noch 27 Millionen Dollar zusammen. Hersteller, die neu auf den Markt steigen, sehen sich mit der Tatsache konfrontiert, daß die angebotene Software nahezu vollständig auf die IBM-Hardware abgestimmt ist.

Zwar benutzen die Japaner teilweise den gleichen Mikroprozessor wie IBM, doch trotzdem bleiben Probleme. Auch wenn Kompatibilität versprochen wird, sind oft noch Änderungen nötig. Auf der Elektronik-Ausstellung in Tokio, die kürzlich zu Ende ging, stellten die Japaner ihre Personal Computer aus. Die Rechner von Matsushita, Sanyo und Toshiba arbeiten mit dem 8088-Mikroprozessor von Intel. Er ist dagegen nicht in den Geräten von Hitachi, Mitsubishi und Nippon Electric eingebaut. Die Kompatibilität zu IBM ist dennoch eingeschränkt. Auf dem Rechner von Sanyo, der mit der Bezeichnung "MBC-55" im nächsten Sommer auf den US-Markt kommen soll, kann etwa "Visicalc", ein in den USA populäres Finanzprogramm, nicht gefahren werden. Matsushita will ein spezielles Hilfsprogramm mitliefern, mit dem IBM-Programme so geändert werden können, daß sie auch auf dem Mitsushita-Rechner laufen.