Gartner-Group: Ein Hinweis auf Third Party Maintenance nutzt

IBM ist bei, Wartungspreisen durchaus unter Druck zu setzen

06.03.1992

MÜNCHEN (CW) - Wartung ist teuer, Daher erwachst den Hardwarelieferanten in den Anbietern von Third Party Maintenance (TPM) eine ernst zu nehmende Konkurrenz. Den EBM-Dienstleistern ist das durchaus bewußt. Anwender haben daher bei Serviceverhandlungen gute Karten, so die Analysten der Gartner Group, wenn sie die Vorteile des TPM-Konzepts erwähnen.

Heißt der Hersteller IBM, dann empfiehlt die Gartner Group: "Lassen Sie bei den Gesprächen über die Wartungsbedingungen durchblicken, daß sie TPM in Erwägung ziehen." Auf diese Weise könne ein Kunde bei der IBM Preise durchsetzen, die nur wenig über denen der Serviceanbieter lägen.

Besonders erfolgreich sei diese Vorgehensweise bei Anwendern, die ausschließlich IBM-Geräte einsetzten. Der Grund: Big Blue versuche wie schon in früheren Zeiten, die Kontrolle über die DV-Budgets ihrer Kunden zurückzugewinnen. Außerdem sähen IBM-Mitarbeiter rot, wenn der Begriff Third Party Maintenance erwähnt werde. Besonders empfindlich reagiere der Mainframe-Riese nach dem Kenntnisstand der Gartner Group, wenn ein Anwender bei einem TPM-Anbieter wegen Support für 3090-Rechner nachfragt.

30 Prozent weniger Kosten

Weniger gespannt sieht TPM-Anbieter Günther de las Heras, Geschäftsführer der Technoservice Systemwartung GmbH, Dreiech, das Verhältnis zu den Herstellern. Nach seiner Ansicht haben sich diese längst mit der Existenz von TPM-Anbietern wie ihm abgefunden. Sein Argument: IBM und Co. hätten eingesehen, daß es praktisch und rechtlich nicht möglich sei, ihre Kunden vom Wettbewerb abzuschotten.

Darüber hinaus geht de las Heras von einer Aufgabenteilung aus: Ein TPM-Wartungsvertrag für ältere Konfigurationen ermögliche den Herstellern, sich effektiver um die Maschinen der neuesten Generation zu kümmern (vergleiche auch Seite 19 "Big Blue überläßt den TPMern die Wartung der alten Modelle").

Am Beispiel der Drucker-Wartung beleuchten die Marktbeobachter der Gartner Group die Chancen, aber auch die Risiken bei der Wahl eines TPM-Dienstleisters. Anwender berichteten den Analysten von Kostenreduzierungen im Bereich von 30 Prozent gegenüber den Angeboten der Hersteller Xerox und IBM.

Erreicht würden diese Vorteile nicht zuletzt durch die Einflußnahme der Kunden bei der Vertragsgestaltung, die zudem zu einem maßgeschneiderten Servicekonzept führe. Hersteller seien hier weit weniger flexibel als die TPMer.

Für die Kunden habe die Entscheidung zugunsten eines Serviceunternehmens, so die Analysten, einen gravierenden Nachteil: Der Weg zurück zum Hersteller ist teuer. Wer die Wartung wieder in die Hände von IBM oder Xerox legen will, muß die Geräte einem Zertifizierungsprogramm unterwerfen, um wieder als Kunde akzeptiert zu werden. Bei Xerox-Druckern der Reihe 9790 müssen sich die Anwender diese Urkunde nach Angaben der Gartner Group bis zu 65 000 Dollar kosten lassen.

Weitere Risiken der Inanspruchname von TPM-Dienstleistern sehen die Analysten darin, daß die Qualität nicht auf jedem Gebiet gewährleistet sei. Ihre Stärke liege vor allem bei bewährten Produkten, während sich bei neu eingeführten Systemen der Hersteller als Wartungspartner empfehle. Ob sich jedoch ein Vertrag mit zwei Serviceträgern rentiere, sei unsicher.