IBM-Großkunden: Grenzen als unverückbar hinnehmen?

15.03.1985

Peter W. Barth, Geschäftsführer der MCS Management Consulting Services GmbH, Wiesbaden

"Im Schatten des Giganten" war das Motto einer Management-Tagung der ICC Internationale Computer & Consulting GmbH, Hamburg. Ziel der Veranstaltung, nach ICC-Angaben: kritische Auseinandersetzung mit der IBM und ihren Marktstrategien. Als Teilnehmer des Seminars reflektiert der Gastkommentator seine Beobachtungen.

Die Referate, Diskussionsbeiträge und die mit einigen Teilnehmern geführten Pausengespräche lassen das Verhalten des Groß-EDV-Nutzers im Tagungstenor wie folgt skizzieren:

Aufgrund der Komplexität der Informationssysteme mit ihren internen und externen Abhängigkeiten und Verknüpfungen ist die Kapazitäts- und Leistungsplanung fast vollständig einer produktorientierten Planung gewichen.

Die Bemessungskriterien sind seitens der EDV-Nutzer auf ein absolutes Minimum wie Mips, MB-Memory, GB-Platten, Anzahl der Kanäle reduziert worden, die bestenfalls statische Merkmale eines Informationssystems darstellen. Nicht rein zufällig sind dies die gleichen Kriterien, die IBM für die Produkt- und Absatzplanung verwendet.

Der EDV-Nutzer bewegt sich in den technischen, konzeptionellen und preispolitischen Grenzen des Herstellers, deren Enge ihm eindeutiges Unbehagen bereitet. Diese Grenzen werden auch in der Zukunft als unverrückbar hingenommen werden müssen.

Über Leasingverträge, PCM-Geräte etc. versucht der EDV-Nutzer, den geringen Spielraum zu vergrößern. Der Erfolg ist, realistisch betrachtet, sehr mager und unterliegt der vollen Kontrolle des Herstellers.

Der Spielraum, der sich innerhalb der technischen und konzeptionellen Grenzen ergibt, ist jedoch um ein Mehrfaches größer, als seitens des EDV-Nutzers allgemein angenommen.

Um diesen Spielraum erkennbar zu machen und zu nutzen, muß der EDV-Nutzer ein anderes Planungsverhalten praktizieren und vorhandene organisatorische Schwachstellen abbauen.

Aus unserer Erfahrung in der Beratung von Groß-EDV-Nutzern zeigen sich regelmäßig folgende Schwachstellen:

- Die Kommunikation der Unternehmensplanung zur Planung Org./DV ist inhaltlich unzureichend und die Planungshorizonte sind aufeinander nicht abgestimmt.

- Die qualitative und quantitative Ausstattung der Planungsfunktion im Bereich Org./DV ist nicht ausreichend unter den Aspekten Organisationsform, Personal, Methoden und Tools. Die Planungsinhalte sind zu flach, und die Planungshorizonte sind zu kurz.

In der Konsequenz können keine echten konzeptionellen und technischen Alternativen erarbeitet werden, die den zukünftigen Anforderungen des Tagesbetriebes gerecht werden und evolutionär eingeführt werden können.

Die seitens der Org./DV zu vertretenden Investitionsrisiken und das Sicherheitsbedürfnis führen zur Anlehnung (Schutz) an den Marktführer. Erkennbar ist diese Anlehnung an folgenden Beispielen:

- Zentrales DV-Konzept des Marktführers, obwohl die vorhandene Produktpalette technisch und konzeptionell sichere Alternativen bietet, die in ihrer Konsequenz flexibler und kostengünstiger sind.

- Vorfalten hoher Kapazitäts-- und Leistungsreserven zur Abdeckung von Planungsungenauigkeiten.

- Geringer PCM-Marktanteil trotz technisch zuverlässiger und kostengünstiger Produkte auf der Basis der Standars des Markführers.

Aus unserer Sicht bieten sich für diese

Problemstellung konkrete Lösungen an, die sich im Tagesbetrieb bei EDV-Großanwendern bewährt haben. Zielsetzung ist:

- Absichern von Entscheidungen durch die Transparenz von technischen, konzeptionellen und organisatorischen Leistungskomponenten gegen den Hintergrund des Tagungsbetrieb und der zukünftigen

Anforderungen des Unternehmens.

- Einführung bewährter Planungsfunktionen (aufbau- und ablauforganisatorisch) mit bewährten Organisationsformen, Methoden und Werkzeugen.

- Analyse und Trennung von Ursachen (wie Organisation, Anwendung, technischer Mix) und Wirkung (wie Antwortzeiten, Verfügbarkeit, Kosten).

-Definition und Einführung adäquater Planungshorizonte und -inhalte, die die Bewertung und Realisierung von Alternativen im Rahmen wirtschaftlicher Zielsetzungen ermöglichen.

Durch das Erarbeiten dieser Lösungen kann der IBM-EDV-Nutzer mit Sicherheit auf der Sonnenseite des Giganten leben.