"Software ist Kunst und keine Disziplin":

IBM- gesteht Betriebssystemschwäche ein

28.04.1978

HANNOVER - Cornelius Schulz-Wolfgramm, Nummer eins der deutschen IBM-Salesforce, widerlegte sich selbst: Grundlage der starken Nachfrage nach IBM-Großrechner sind neue Anwendungsformen der Datenverarbeitung." Ohne Stocken setze Schulz-Wolfgramm (SW) wenig später drauf: "Durch Aufteilung der Software in (kostenpflichtige, die Red.) "Selectable Units" (SU) wollen wir die Komplexität des Gesamtsystems mindern."

Klarer Schluß: Der enorme Selbstverwaltungsaufwand der IBM-Betriebssysteme (DOS, MVS/SE) muß durch - zugegeben preiswerte - Hardware-Erweiterungen ausgebügelt werden.

Griffig erklärte Schulz-Wolfgramm auf einer CeBIT-Pressekonferenz, daß

insbesondere der unmittelbare Zugang von Terminals zu Datenbanken einen Anwendungsstau in den Rechenzentren erzeugt hätte (SW: "Der Druck geht von den Fachabteilungen aus.") - mit der Aussage zur Software macht er indes offenkundig, daß bei IBM "Software nach wie vor keine Disziplin, sondern eine Kunst ist". Daß IBM damit indirekt zugibt, daß die bislang propagierte Software-Philosophie (IMS!) auf falschen Voraussetzungen über den erforderlichen Hardwarebedarf beruhte, scheint den Vertriebsboß allerdings wenig zu stören: "Wir glaubten nicht einmal, uns korrigieren zu müssen."