Um eine neuerliche Antitrust-Untersuchung zu umgehen:

IBM für Verlängerung des EG-Abkommens

06.01.1989

PARIS/BRÜSSEL (IDG) - Die Anwender von europäischen PCM-Produkten können auch in Zukunft ruhig schlafen: Die IBM hat ihr Recht nicht ausgeübt, die 1984 unterzeichnete Vereinbarung mit der EG-Kommission über eine Offenlegung der Schnittstellen ihrer 370-Produkte am 1. Januar 1989 zu kündigen. Somit bleibt alles beim alten.

Durch den Verzicht auf die frühestens zum Stichtag 1. Januar 1990 mögliche Kündigung sichert sich der US-Konzern gegen eine Wiederaufnahme des Antitrust-Verfahrens ab, das die Kommission der Europäischen Gemeinschaften 1984 vorläufig eingestellt hatte.

Wie gehabt, muß die IBM bei der Markteinführung neuer Geräte den Mitbewerbern in einem festgelegten Zeitrahmen die Schnittstellen-Informationen zugänglich machen, die notwendig sind, um kompatible Produkte zu entwickeln. Voraussetzung ist, daß der nachfragende Hersteller selbst auf dem Boden eines EG-Mitgliedslandes produziert.

Bei dem schärfsten Mitbewerber im Mainframegeschäft, Amdahl, ist diese Voraussetzung erfüllt: Das Unternehmen, das sich seinerzeit für eine bindende Regelung zwischen EG und IBM stark gemacht hatte, unterhält ein Werk in Irland. Für den Deutschland-Marketingleiter der in japanisch-amerikanischem Besitz befindlichen Großrechnerfirma, Reiner Wolter, kommt die Quasi-Verlängerung des Vertrags nicht überraschend. Die Branche sei nicht davon ausgegangen, daß Big Blue die Abmachung kündigt, sagte Wolter auf Anfrage der COMPUTERWOCHE.

Im Gegensatz dazu hatte es im "Wall Street Journal Europe" unlängst geheißen, "Industriebeobachter erwarteten (bisher), daß IBM (am Stichtag) die Chance ergreift und ihre Selbstverpflichtung bezüglich der technischen Offenlegung binnen zwölf Monaten beendet". Allerdings wurden auch andere Aussagen des betreffenden Artikels korrigiert.

So dementierte ein Repräsentant der EG-Kommission gegenüber dem Pariser Büro des IDG-Nachrichtendienstes eine "Journal"-Meldung, wonach die Vereinbarung modifiziert werde. "Alles bleibt, wie es ist", sagte der Kommissionssprecher.