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IBM erweist sich als weitgehend krisenfest

17.10.2002
Trotz der Branchenkrise konnte IBM seinen operativen Gewinn im dritten Quartal nahezu konstant halten. Beim Umsatz legte Big Blue erstmals seit fünf Quartalen wieder zu.

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Auch IBM hat gestern Quartalszahlen vorgelegt, und zwar zum dritten Vierteljahr des laufenden Geschäftsjahres. Der Nettogewinn im abgeschlossenen Dreimonatszeitraum ging von 1,6 Milliarden Dollar oder 90 Cent im Vorjahreszeitraum auf aktuell 1,31 Milliarden Dollar oder 76 Cent je Anteilschein zurück. Das Minus ist allerdings vornehmlich in der defizitären Festplattensparte angefallen, die in ein Joint Venture mit Hitachi ausgelagert wird. Der aktuell ausgewiesene Fehlbetrag aus so genannten Discontinued Operations liegt mit 381 Millionen Dollar mehr als drei mal so hoch wie vor einem Jahr.

In Q3 verkaufte IBM 45 Prozent mehr Linux-Mainframe-Kapazität als vor einem Jahr - insgesamt ging der zSeries-Umsatz um acht Prozent zurück. Foto: IBM
In Q3 verkaufte IBM 45 Prozent mehr Linux-Mainframe-Kapazität als vor einem Jahr - insgesamt ging der zSeries-Umsatz um acht Prozent zurück. Foto: IBM

Der Gewinn aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit blieb mit 1,69 Milliarden Dollar oder 99 Cent dagegen praktisch konstant (Vorjahr: 1,71 Milliarden Dollar oder 97 Cent je Anteilschein). Die Wall-Street-Analysten hatte einer Multex-Umfrage zufolge aktuell 96 Cent operativen Gewinn pro Aktie erwartet. Den Quartalsumsatz konnte IBM zum ersten Mal seit fünf Quartalen wieder steigern, wenn auch nur minimal um 0,2 Prozent auf 19,8 Milliarden Dollar (die Festplattensparte beim Vorjahresergebnis herausgerechnet). Rechnet man das Harddisk-Geschäft noch mit, gingen die Einnahmen im Jahresvergleich um ein Prozent auf 20,3 Milliarden Dollar zurück.

Regional betrachtet verlief das Geschäft von Big Blue auf dem amerikanischen Kontinent mit einem Umsatzminus von zwei Prozent am schlechtesten. In Europa legte das Unternehmen dagegen - auch begünstigt durch Währungseinflüsse - um ein Prozent zu, in der Region Asia-Pacific fiel das Umsatzplus mit drei Prozent sogar noch etwas höher aus. Erstaunlich stabil zeigte sich das Hardwaregeschäft mit nur einem Prozent weniger Umsatz als im Vorjahresquartal (in das allerdings der 11. September fiel). Die PC- und Halbleitersparten meldeten kleine Vorsteuerverluste; dafür lieferte der Server-Bereich einen deutlichen Gewinn ab. Im Dienstleistungsbereich Global Services stieg der Umsatz (45 Prozent der gesamten Einnahmen) übers Jahr um zwei Prozent; mit Software setzte IBM zwar weniger um als vor Jahresfrist, erwirtschaftete daraus aber trotzdem 13 Prozent mehr Gewinn.

Unterm Strich profitierte IBM unter anderem von Kostensenkungen in den Bereichen Forschung und Entwicklung, Vertrieb, Marketing und der allgemeinen Verwaltung. Im zweiten Quartal hatte das Unternehmen außerdem rund 15.000 Stellen abgebaut.

"Grundsätzlich zuversichtlich" gab sich Finanzchef John Joyce hinsichtlich des laufenden vierten Quartals. Die Analysten erwarten bislang eine Steigerung des operativen Gewinns auf 1,34 Dollar pro Aktie nach 1,32 Dollar im Berichtszeitraum des Vorjahres. Die Einnahmen schätzen die Experten auf 22,27 Milliarden Dollar; eine weitere Milliarde könnte nach Einschätzung des CFO (Chief Financial Officer) durch die Afang des Monats abgeschlossene Übernahme von PwC Consulting dazukommen. Unterm Strich wird der Zukauf den Gewinn pro Aktie aber vermutlich um etwa 30 Cent schmälern. Für das Jahr 2003 wollte Joyce noch keine Prognose wagen - zu viele Kunden vertagten derzeit ihre Entscheidungen bezüglich der Unterzeichnung neuer Verträge.

Joyce warnte darüber hinaus, dass der Pensions-Fonds des Konzerns (der in den vergangenen Jahren stets zum Gewinn beigetragen hatte) in den kommenden Quartalen das Ergebnis negativ beeinflussen werde, weil sich die Situation an den Börsen stark verschlechtert habe. Das Unternehmen müsse der Betriebsrentenkasse vermutlich rund 1,5 Milliarden Dollar zuschießen, damit diese auch 2005 noch voll finanziert sei.

Nach den aus Börsianersicht enttäuschenden Intel-Zahlen war die IBM-Aktie gestern zum Fixing um gut dreieinhalb auf 64,90 Dollar gefallen. Im nachbörslichen Handel erholte sich das Papier um 7,8 Prozent auf 69,99 Dollar. (tc)