CMOS-Prozessoren hinken Bipolar-Technologie nicht mehr nach

IBM baut Produktlinien ihrer S/390-Großrechner erheblich aus

13.06.1997

Nach den Worten von Linda Sanford, General-Managerin des S/390-Geschäftsbereichs, stoßen die Großrechner der vierten Generation (daher G4) mit ihrer CMOS-Technologie in den Leistungsbereich herkömmlicher Mainframes auf Basis von Bipolar-Prozessoren vor. Nach Angaben von Big Blue sind die G4-Maschinen zwischen 20 und 33 Prozent leistungsstärker als die Vorgängermodelle der dritten, also G3-Generation.

IDC-Analyst David Floyer sagte, die in den neuen Host-Systemen eingesetzten CISC-CPUs mit einer Taktrate von 370 Megahertz brächten ebensoviel Rechenleistung wie die besten RISC-Chips.

Das Topmodell der G4-Linie ist ein Zehn-Wege-System. Amdahl hat Tage vor der IBM-Ankündigung seine "Millenium-700"-Maschinen vorgestellt. Diese erst im Frühjahr 1998 erhältlichen, ebenfalls auf CMOS-Prozessoren basierenden Mainframes beherbergen bis zu zwölf Prozessorkomplexe. Die einzelne Amdahl-CPU sei mit 75 MIPS um einiges leistungstärker als Big Blues Pendant mit momentan 63 MIPS. Bis Amdahls Großrechner aber verfügbar sind, dürfte die IBM den Anbieter steckerkompatibler Großrechner in puncto Rechenleistung wieder überflügelt haben (siehe Seite 12).

Auch die G4-Modelle verfügen über einen Kryptografie-Koprozessor. Dieser soll Transaktionen bei der elektronischen Abwicklung von Geschäftsvorgängen (E-Commerce) absichern. Die Zentralspeicherkapazität wurde gegenüber den Vorläufermodellen auf 16 GB verdoppelt.

Ferner bietet die IBM neue sogenannte Coupling Facilities an. Mit deren Hilfe können S/390-Mainframes zu Cluster-Verbänden zusammengeschlossen werden.

Die mittlere Leistungsebene seiner "S/390-Multiprise-2000"-Großrechnerlinie erweiterte Big Blue um das Ein-Prozessor-Modell "107", die Zwei-Wege-Maschine "124" sowie die Drei-Prozessor-Maschine "1C15". Deren Rechenleistung soll 24, 49 und 86 Mainframe-MIPS betragen. Die Kapazität der internen Massenspeicher vergrößerte IBM auf 288 GB im gespiegelten Modus.

Die Version 2.0 des OS/390-Mainframe-Betriebssystems weist 70 neue Charakteristika auf. Die ersten dieser Ergänzungen sollen ab September 1997 verfügbar sein. Unter anderem integrierte Big Blue Tivolis "TME-10"-System-Management-Umgebung.

Big Blues neues Mainframe- Betriebssystem unterstützt laut Unternehmensangaben ferner das Java Development Kit (JDK 1.1) inklusive der Java Virtual Machine und der Java-Klassenbibliotheken. Das JDK wird wahrscheinlich im Oktober 1997 auf den Markt kommen. Über das ebenfalls in OS/390 eingebaute "Net.Data"-Tool können Anwender über das Internet oder Intranet direkt auf S/390-Applikationen zugreifen.