Mangel an 32K-Speicherbausteinen:

IBM baut /38 Modelle mit 16K Chips

29.08.1980

ATLANTA/STUTTGART (cw/rs) - Schwierigkeiten bei der Beschaffung von 32 KBit Speicherchips veranlassen IBM, bei der Produktion einiger /38-5 Zentraleinheiten auf 16 KBit Chips anderer Hersteller zurückzugreifen. Dies teilte das Unternehmen einer Meldung der CW-Schwesterpublikation COMPUTERWORLD vom 11. 8. 80. zufolge in Atlanta mit.

IBM testet nach eigenen Angaben die gekauften Bauelemente, um sicher zu stellen, daß sie den Qualitätsansprüchen des Unternehmens genügen. Auch würden Leistungsfähigkeit und Zuverlässigkeit des Systems nicht beeinflußt. Dennoch gab das Unternehmen zu, daß sich die 16K- von den 32K-Versionen des Systems /38 unterscheiden. So müßten Anwender des 16K-Systems beispielsweise Speichererweiterungen aus 16K-Chips nutzen.

Einen ähnlichen Chip-Ersatz kündigte IBM für den größeren Rechner 4341 an, wie Tom Crotty, Mitarbeiter der US-amerikanischen Marktforschungsgesellschaft Gartner Group, sagt. Berichten zufolge gelang es IBM, seine Chip Fertigungsprobleme für dieses System bis zu dem Punkt zu lösen, als das Unternehmen einige Verträge mit Zulieferern kündigte fügte Crotty hinzu.

Verkauf schwieriger

Dave Stein, ebenfalls ein Beobachter der Gartner Group, sieht für Besitzer von 4341-Rechnern mit 16K-Chips Schwierigkeiten voraus. In den Sternen stünde, ob sie beim Verkauf des Systems den Preis erzielten, der für Rechner mit 64K-Chips gezahlt würde. Dies Problem wird auf System /38-Anwender aber wahrscheinlich nicht zukommen, meint Stein.

Anwender dieses Systems werden ihre Zentraleinheit möglicherweise nicht eher verkaufen, als bis der Restwert fast auf Null gesunken ist, da es sich um ein System einer neuen Generation handelt. Außerdem, so Stein weiter, werde es keine Probleme geben 16K-Speichererweiterungen zu erhalten, seit IBM die Verwendung derartiger Bausteine unterstützt.

Ursache der 32K-Probleme ist, wie Stein vermutet, eine falsche Einschätzung der Nachfrage nach 4341-, /38 und 8100-Systemen durch IBM selbst. Die Fehler von IBM in allen drei Fällen seien jedoch unterschiedlich zu bewerten.

IBM unterschätzte nach Stein's Ansicht den Speicherplatz, der notwendig ist, die /38- und 8100-Software zu unterstützen. Als Folge davon hätten Anwender dieser Systeme Modelle mit größerem Hauptspeicher bestellt. Bei der Produktion des Systems /38 scheine es, als verfüge IBM über genügend 64K-Chips, um das Modell 3 zu bauen. Viele Anwender hätten ihren Auftrag aber zugunsten des größeren Modells 5 zurückgezogen. Dies sei teilweise geschehen, weil IBMs Vertrieb eine solche Aufstockung empfohlen habe.

Stein vergleicht diesen Chip-Mangel mit dem der 4341 betreffenden und kommt zu dem Schluß, IBM habe den Bedarf an voll ausgerüsteten 4300-Systemen unterschätzt. Der Mangel sei beim System /38 auch weniger tragisch. Er betrage die Hälfte von dem der 4300-Serie. Hier habe sich IBM um 100 Prozent geirrt. Dieser Zustand sei IBM aber lieber als umgekehrt.

Chip-Vorrat ungünstiger

IBM bleiben nach Stein's Ansicht zwei Wege. Das Unternehmen kauft bei Fremdfirmen die benötigten Teile oder errichtet neue Produktionsstätten, wobei das letztlich zwei Jahre dauern könne. Die erste Möglichkeit sei sowohl für IBM als auch für ihre Kunden nicht wünschenswert, die zweite sähe für IBM noch weniger wünschenswert aus. Stein glaubt, es sei günstiger für IBM, mit der Knappheit der Komponenten zu leben als sich einen Vorrat an Bauteilen anzulegen.