Gerücht um neues Modell aus Reihe 4300:

IBM attackiert DEC im MicroVAX-Markt

03.10.1986

LONDON (CW) - Ein neues Modell unterhalb der 4361 wird die IBM voraussichtlich Mitte Oktober ankündigen. Auch was das Betriebssystem anbetrifft, brodelt es in der Gerüchteküche: Eine neue Version von Big Blues VM soll bereits weitgehend fertig sein.

Der neue Rechner, bei dem IBM auf CMOS-Technik gesetzt habe, soll nach Informationen - des britischen Branchendienstes "Computergram International" einerseits in die Lücke stoßen, die das Modell 8100 gelassen hat; andererseits gebe es Pläne, den Low-end-Rechner auch als Workstation für den technisch-wissenschaftlichen Bereich zu vermarkten. Bei dem Phantomprodukt soll eine ander Benutzeroberfläche modifizierte Version des Betriebssystems VM eingesetzt werden, die als "anwenderfreundlicher" beschrieben wird.

Die Grundkonfiguration der neuen 4300 leistet, dem englischen Infodienst zufolge, 0,7 Mips, soll aber nur die Basis einer ganzen Gerätefamilie mit Versionen zwischen 0,5 und 2,0 Mips sein. Aufgrund der bisher bekannten technischen Details vermuten Insider, daß Big Blue mit diesem Rechner der MicroVAX-Baureihe von Digital Equipment etwas entgegensetzen will; sogar von Plänen, die CPU nicht nur als kompletten Computer, sondern auch als Board anzubieten, ist die Rede.

Von der Architektur her soll die Mikro-VM-Maschine, die für den Anschluß von 7 bis 15 Terminals ausgelegt sei, auch als Abteilungsrechner geeignet sein. Um sich aber auf dem Markt der kommerziellen Anwendungen nicht selbst Konkurrenz zu machen, wolle Big Blue Business-Programme forciert für die Serien /36 und /38 entwickeln, heißt es aus London. Die IBM Deutschland GmbH, in deren Böblinger Werk der Rechner angeblich entwickelt wurde, hüllt sich nach altem Brauch in Schweigen. In Stuttgart war lediglich zu erfahren, daß noch vor der Kölner "Orgatechnik" mit einer Ankündigung neuer Produkte zu rechnen sei.