Tandon dritter Hersteller mit EISA-Rechner

IBM-Antipoden rüsten gegen MCA-Standard

20.10.1989

MÜNCHEN (CW) - Am Eröffnungstag der SYSTEMS in München, sechs Tage nach Hewlett-Packard und nach ALR in den USA, stellte Tandon als dritter PC-Hersteller einen EISA-Rechner vor.

Olivetti am kommenden Donnerstag und AST auf der Comdex in Las Vegas wollen ebenfalls mit PCs auf der Basis der Extended Industry Standard Architecture aufwarten. Damit formiert sich die Phalanx der PC-Hersteller, die sich einen offenen Industrystandard für Busarchitekturen verpflichtet haben.

Der Anführer der Neunerbande, Compaq, hält mit einem EISA-Rechner zwar noch hinter dem Berg. Nach den Worten des Pressesprechers der Compaq Computer GmbH, Edmund Hain, steht eine Vorstellung allerdings ganz kurz bevor.

Der EISA-Rechner von Tandon entspricht in seinen Leistungsmerkmalen zum Teil dem vergangene Woche in Grenoble vorgestellten HP "Vectra 486": Die 486-CPU wird mit 25MHz getaktet und bietet nach Dave Kummer, Leitender Ingenieur für 486-Systeme bei Tandon, 11,7 MIPS. Als optionale Fließkomaeinheit kann ein 4167-Kooprozessor von Weitek betrieben werden. Der Hauptspeicher läßt sich auf der Systemplatine maximal auf 64 [P1]Megabyte erweitern.

Er hat eine 64-Bit-Wortbreite gegenüber den herkömmlichen AT-Bus-Strukturen mit 32-Bit-Wortbreite. Die vorhandenen EISA-Slots erlauben eine zusätzlictie Aufrüstung des Arbeitsspeichers mit 32-Bit-Modulen.

Tandon weist besonders auf seine selbstentwickelte TAMM-Speicherverwaltung hin (Tandon Advanced Memory Manager). Die CPU liest im Burst-Modus in fünf Zyklen vier Doppelwörter ein, was 128 Bits entspricht. Diese Leistung wird allerdings nur gewährleistet,

wenn die Daten sich bereits im externen (auch secondary) Cache befanden. Liegt solch ein Cache-Hit nicht vor und die CPU muß die Daten aus dem Hauptspeicher einlesen, benötigt die CPU zum Einlesen neun Zyklen.

Tandon weist darauf hin, daß ein 386-Rechner, der mit Cache arbeitet, mindestens acht Zyklen für Lesezugriffe benötigt. Kern der TAMM-Entwicklung sind vier write-poster-Chips, die nach Aussagen von Kummer eine Zwischenlösung von Asics und diskreten Bausteinen darstellt. Mit dieser Technologie sollen die Schreibzugriffe extrem erhöht werden. Wenn die CPU Schreibzugriffe aktiviert, geht dies über die vier postedwrite-Chips, die acht Register zur gleichen Zeit lesen und schreiben können. Von den Chips wird direkt in den Hauptspeicher durchgeschrieben, wobei der write-poster jeweils 128 Bits sammelt, bevor der Transfer in das RAM abläuft. Tandon verweist darauf, daß 80 % im externen Bus-Zvklus Schreibzugriffe sind. Deshalb sei die, TAMM-Technologie für die Leistungserhöhung des Rechners von entscheidender Bedeutung.

Die AMM-Technologie erlaubt darüber hinaus eine flexible Konfiguration der RAM-und ROM-Speicher sowie der speicherabhängigen Peripherieeinheiten. Dazu bietet Tandon dem Adwender einen umfangreichen Satz an Tools zur Optiemirung der Speicherorganisation und -verwaltung an. Die Setup-Funktion des Tandonrechners soll ferner eine automatische System-Konfiguration unterstützen, die sowohl die integrierten seriellen und Parallelen Schnittstellen als auch die installierten Erweiterungskarten umfaßt. Letzteres gilt allerdings bislang nur für die noch nicht verfügbaren EISA-Karten.

Die von Tandon optional angebotene wiederbeschreibbare magneto-optische Platte bietet ein Fassungsvermögen von 300 Megabyte je Seite. Allerdings habe man sich noch nicht entschieden, von welchem Hersteller Tandon die Platte beziehen werde. Auf jeden Fall unterstütze sie den ISO-Standard. Aus firmennahen Kreisen war auch zu vernehmen, daß die Platte nur relativ niedrige Transferraten bieten würde. Deshalb qualifiziere sich die Platte vor allem als Backup-Medium.

Der Preis für ein Einstiegsmodell des EISA-Tandon-Rechners mit zwei Megabyte Hauptspeicher, Monochrom-Monitor die Firma machte noch keine Angaben zum Grafikmodus -, einem Diskettenlaufwerk und Betriebssystem wurde mit etwa 25 000 Mark angegeben. Tandon bietet eine 760-Megabyte-Festplatte mit SCSI-Controller an, deren Zugriffszeit unter 15 Millisekundeü liegen soll.