IAO-Forum zum Büro der Zukunft

IAO-Forum zum Büro der Zukunft Office 21: "Arbeite mit wem, wann und wo Du willst"

03.04.1998

Zentrum für die Kooperation zwischen Wissenschaft und Wirtschaft wird das im Aufbau befindliche Zukunftslabor "Office Innovation Center" sein.An ihm beteiligen sich neben dem IAO die Projektpartner Deutsche Bahn, Deutsche Telekom, HP, Kodak, Leitz, SAP, Siemens und Thyssen Informatik.

Dabei wird allgemein von einem Wandel der künftigen Bürostruktur ausgegangen, etwa in der Form eines Wechsels vom herkömmlichen "Arbeite in einer zentralen Struktur, am fixen Ort und zur festen Zeit" hin zu einem "Arbeite mit wem, wo und wann Du willst" verändern wird.Was mit der Flexibilisierung der Arbeitszeit begann, findet seine weitere Entwicklung in der Auflösung starrer Unternehmensstrukturen bis hin zum virtuellen Unternehmen: Der Arbeitnehmer wird zum Auftragnehmer, der sein Wissen projektbezogen anbietet.

In der ersten Projektphase hat das IAO drei sogenannte Globalszenarien aufgestellt, mit denen man die verschiedenen Entwicklungsalternativen aufzeigen will:

- "Orion" vermittelt eine Zukunftsvision, die durch eine extreme High-Tech-Ausrichtung und eine zunehmende Globalisierung der Märkte gekennzeichnet ist.Schlüsselbranchen sind die Informations- und Dienstleistungswirtschaft.Innovative Wertschöpfungsprozesse erfolgen mehr und mehr in virtuellen Unternehmensnetzwerken unter Einbindung externer Kompetenzträger.

- "Eden" beschreibt eine Entwicklung, bei der die Unternehmen versuchen, ihre Marktfähigkeit im transnationalen Wettbewerb durch eine Reorganisation ihrer Strukturen und Wertschöpfungsprozesse zu erhalten.Diese mehr konservativ ausgerichtete Haltung schafft zwar im Kern stabile, hierarchische Unternehmensverbünde, gesellschaftliche Probleme wie die hohe Arbeitslosigkeit können dadurch aber vermutlich nicht überwunden werden.

- "Metropolis" schließlich geht davon aus, daß sich regionale, protektionistische Wirtschaftskonzepte durchsetzen, um so einem erhöhten Kosten- und Rationalisierungsdruck entgegenzuwirken.Organisatorische Strukturen bleiben dabei eher starr, die Innovationsbereitschaft nimmt aufgrund der geringen Gewinnerwartung ab, und Produktlebenszyklen werden wieder länger.Technikskepsis macht sich bei diesem Szenario breit.

Alle drei denkbaren Wege sollen unter den Aspekten "Raum und Gebäude", "Arbeit, Organisation und Unternehmen", "Informations- und Kommunikationstechnik" sowie "Gesellschaft und Politik" betrachtet werden, um so eine Richtschnur für die Entwicklung praxisgerechter Bürolösungen bereitzustellen.

Basis der künftigen Arbeit dürften Wissensnetzwerke sein - dies zeichnet sich zumindest durch die Entwicklung etwa des Internet mit derzeit zirka 100 Millionen Nutzern weltweit (16 Millionen in Europa und fünf Millionen in Deutschland) ab.In einer derartigen Wissensgesellschaft wandelt sich das Unternehmen zur "Knowledge Factory", die außer den IuK-Technologien eine Reihe weiterer grundlegender Baussteine aufweist.

-Kommunikation: Die wettbewerbsdifferenzierende Kraft der Produkte reicht nicht mehr aus.Wissensbesitz und -transport werden zum entscheidenden Vorsprung auf den Weltmärkten. 80 Prozent der Innovationen, so eine MIT-Studie (1997), entstehen durch interpersonelle Kommunikation.

-Mobiles Arbeiten: Wissen und Information wird überall und zu jeder Zeit verfügbar sein.Ein markantes Beispiel hierfür ist das "Business- und Communication Center" der Singapore Airlines, das es den Passagieren erlaubt, während eines Fluges im Boing-777-Großraumjet auf ein in der Armlehne integriertes Satellitentelefon oder einen Laptop-Anschluß zurückzugreifen.

-Telearbeit: Nach einer IAO-Studie planen 20 Prozent der zirka 225000 deutschen Unternehmen die Einführung von Telearbeit in den nächsten zwei Jahren.Von den heute vorhandenen rund 900000 Telearbeitsplätzen werden danach 500000 mobil, 350000 alternierend und 22000 zu Hause eingesetzt.Hinzu kommen 3500 Satellitenbüros.Auch die Nutzungszeiten von Videokonferenzen und Bildtelefonie sollten sich in den kommenden zwei Jahren mehr als verdreifachen.

-Virtual Reality: Als technische Entwicklungsfortschritte werden hier in erster Linie die interaktive Ein- und Ausgabe gesehen, weiter die Möglichkeit des 3D-Entwurfs für Engineering und Design sowie die Exploration in komplexen Datenräumen.Virtual Reality eignet sich aber auch vorzüglich für Präsentationen sowie in der Aus- und Fortbildung.

-Flexible Büroraumstrukturen: Neben die konventionellen Zellen-, Gruppen- und Großraumbüros treten moderne Formen wie das Kombi-Büro oder der Club- beziehungsweise Teamraum.Den kommenden Arbeitsformen entsprechen nicht fest zugeordnete Arbeitsplätze (Non-terrritoriale Bürokonzepte).Weltweit zu beobachten ist auch das Arbeitsplatz-Sharing (Hotelling: definierte Arbeitsplätze können von Teams oder einzelnen Telearbeitern reserviert werden).In Europa spielt diesbezüglich Skandinavien eine Vorreiterrolle.

Norbert Henkel ist freier Journalist in Baden-Baden.