Dreistufige Tradematrix-Architektur soll Tools und Märkte integrieren

I2 ruft die zweite Generation des E-Business aus

20.10.2000
SAN DIEGO (qua) - Eine volle Breitseite gegen Mitbewerber SAP feuerte I2 Technologies Inc., Dallas, auf der Kongressmesse "Planet" in San Diego: Transaktionsorientierte ERP-Systeme mit Web-Oberfläche seien Technik von gestern. Nur "Web-Märkte der zweiten Generation" böten die für das E-Business nötigen Entscheidungshilfen.

"Es kann nicht darum gehen, die Billionen von Transaktionen, die über das Internet laufen, zu automatisieren", predigte Chief Executive Officer Sanjiv Sidhu den 7000 Kongressteilnehmern. Sie waren aus aller Welt nach Kalifornien gepilgert, um die jüngsten Entwicklungen und Visionen auf dem Gebiet des Internet-basierenden Supply-Chain-Managements zu bestaunen. Laut Sidhu stellt die zweite Generation der elektronischen Marktplätze den Unternehmen integrierte Funktionen zur Verfügung, mit denen sie ihre Planungen und Prozesse blitzschnell auf ständig wechselnde Bedarfssituationen abstimmen können.

Im Vergleich zur Europa-Planet, die vor einem knappen halben Jahr in Wien stattfand, hatte I2 diesmal weit Konkreteres vorzustellen. Das galt beispielsweise für die Integration der unter dem Namen "Rhythm" bekannt gewordenen Planungswerkzeuge in die vor etwa einem Jahr verkündete "Tradematrix"-Strategie.

Wie der für Zentraleuropa zuständige I2-Geschäftsführer Adi Stahuber erläuterte, setzt sich Tradematrix aus drei Schichten zusammen. Vor allem die I2-eigenen Planungs-Tools, also "Demand Planner", "Factory Planner", "Supply Chain Planner" etc., bilden die oberste (Applikations-) Ebene. Diese Produktfamilie wird auch nicht mehr unter ihrem ursprünglichen Namen, sondern unter der Bezeichnung Tradematrix vermarktet - vorzugsweise im Application-Server-Providing(ASP-)Betrieb.

Verbindung von Markt zu MarktAuf der untersten (Integrations-) Schicht besteht Tradematrix aus "Tausenden von Schaltern" (Stahuber), mit deren Hilfe sich der Datenaustausch zwischen den I2-Werkzeugen und den gängigen ERP-Systemen oder die Verbindung zwischen unterschiedlichen elektronischen Marktplätzen bewerkstelligen lässt. Auf dieser Basis wird es, so die I2-Vision, in naher Zukunft möglich sein, Bestelldaten aus einer Tradematrix-Beschaffungsbörse automatisch an einen "Freightmatrix"-Markt für Transportlogistik zu übermitteln, oder sie in eine - für das kommende Frühjahr angekündigte - "Fulfillmentmatrix"-Lösung einfließen zu lassen, wo sie mit Informationen aus allen Gliedern der Lieferkette abgeglichen werden.

Zwischen diesen beiden Tradematrix-Ebenen befindet sich die "Content"-Schicht. In der Hauptsache stammen die Inhalte von der ehemaligen Aspect Development Inc., die I2 im Juni dieses Jahres für mehr als neun Milliarden Dollar übernommenen hat. Deren Gründer (und heutige I2-Vize) Romesh Wadhwani verweist unter anderem auf sieben Millionen elektronische Bauteile, die seine Mitarbeiter klassifiziert und beschrieben hätten, um eine "einheitliche Sprache" für die Bestellung von unmittelbar fertigungsrelevanten Zulieferprodukten aus elektronischen Katalogen zu schaffen.

Mit Infinite Content hat I2 eine neue Unternehmenseinheit ins Leben gerufen, in der alle inhaltsbezogenen Aktivitäten zusammengefasst sind. Die frisch gebackene Division will den Content nicht nur I2-Kunden anbieten, sondern auch anderen Softwareunternehmen: Dazu zählen neben dem auf die elektronische Beschaffung konzentrierten Langzeitpartner Ariba Inc. auch dessen Konkurrent Commerce One sowie die auf die Anbieterseite spezialisierte Broadvision Inc.