HVB: RZ bleibt, Entwickler gehen

24.11.2006
IBM hat ein "extrem gutes Angebot" vorgelegt.

Die Hypovereinsbank (HVB), München, will nicht den Rechenzentrumsbetrieb, aber Teile der Anwendungsentwicklung und der Geschäftsprozesse nach außen geben. So wird IBM Global Business Services voraussichtlich zum 1. Januar die Weiterentwicklung der Kreditanwendungen übernehmen.

Im Rahmen des gerade unterzeichneten Vertrags sollen bis zu 365 Softwareentwickler, Berater und Prozessspezialisten aus der internen Dienstleistungstochter HVB Information Services GmbH (HVB IS) zur IBM-Unternehmensberatung wechseln. In der HVB IS hat die Bank das IT-Consulting, die Anwendungsentwicklung, den IT-Betrieb und die informationstechnischen Services gebündelt. Bis Ende 2008 will die kürzlich von der italienischen Großbank Unicredit übernommene HVB in ihrer IT insgesamt 165 Millionen Euro einsparen. Zu diesem Zweck soll die bislang 1800 Köpfe zählende HVB-IS-Belegschaft um ein Drittel gestutzt werden.

Auf der Suche nach Einsparungsmöglichkeiten hat sich der Finanzdienstleister eigenen Angaben zufolge "alle Bereiche" seiner IT angeschaut. Viele Unternehmen lagern in solchen Fällen zunächst ihren Rechenzentrumsbetrieb aus. Mit dieser Möglichkeit beschäftigte sich auch Matthias Sohler, Vorstand und Chief Operating Officer (COO) der HVB. Doch dem Vernehmen nach hat kein IT-Dienstleister Bedingungen angeboten, mit denen die HVB ihre laufenden IT-Kosten nachhaltig hätte senken können. Folglich ist die Option mittlerweile vom Tisch.

Das Abkommen mit der IBM verspricht sich hingegen auch für die HVB zu rentieren. Wie die Bank versicherte, hat der blaue Riese "ein extrem gutes Angebot" vorgelegt.

IBM beabsichtigt, eine neue Tochtergesellschaft mit einem Kompetenzzentrum für Bankanwendungen zu gründen, die an den für die Unternehmensberatung zuständigen Geschäftsführer Matthias Hartmann berichten wird. Anfangs soll sie im Wesentlichen aus den übernommenen HVB-Mitarbeitern bestehen sowie in erster Linie für Modernisierung, Standardisierung und Weiterentwicklung der HVB-Kreditanwendungen verantwortlich zeichnen. Allerdings plant der Branchenführer, sein Drittgeschäft im Bankensektor weiter auszubauen. Vor allem hinsichtlich der Bankenintegration in Folge von Zusammenschlüssen und Übernahmen rechnet er sich gute Geschäftschancen aus.

Damit eröffnen sich für die ehemaligen HVB-Mitarbeiter auch Möglichkeiten jenseits der Beschäftigungsgarantie bis Ende 2009, die mit der Unicredit ausgehandelt wurde. Dazu HVB-Vorstand Sohler: "Durch die heute unterschriebene Vereinbarung können wir notwendige Kapazitätsanpassungen in unserer IT so gestalten, dass die Mitarbeiter auch langfristig gute Perspektiven haben."

Dieses Abkommen wird möglicherweise eine Ausnahme bleiben. Wie die Bank mitteilt, will sie den größten Teil ihrer IT-Aktivitäten bis auf Weiteres im Haus behalten. Das gelte sowohl für die operativen Tätigkeiten als auch für Anwendungsentwicklung - allerdings mit Einschränkungen: Den Zahlungsverkehr plant die HVB nach wie vor, an die Postbank auszulagern. Allerdings befindet sie sich schon seit Juni dieses Jahres in Verhandlungen mit dem Quereinsteiger im Bankensektor. (qua)