Highend-Smartphone aus China

Huawei Ascend P1 im Praxistest

13.07.2012
Von 


Manfred Bremmer beschäftigt sich mit (fast) allem, was in die Bereiche Mobile Computing und Communications hineinfällt. Bevorzugt nimmt er dabei mobile Lösungen, Betriebssysteme, Apps und Endgeräte unter die Lupe und überprüft sie auf ihre Business-Tauglichkeit. Bremmer interessiert sich für Gadgets aller Art und testet diese auch.
Bereits im Januar auf der CES vorgestellt, kommt das Huawei Ascend P1 nun endlich in Deutschland in den Handel. Die COMPUTERWOCHE hat geprüft, ob sich das Warten auf das schicke Android-Smartphone gelohnt hat.

Der chinesische TK-Ausrüster Huawei Technologies hat sich für die Zukunft viel vorgenommen: Wie Lars-Christian Weisswange, Vice President Devices Western Europe bei Huawei, auf dem Launch-Event für das Ascend P1 in München erklärte, will die Company im Smartphone-Segment bis 2015 zur Nummer Drei aufsteigen – gegenwärtig sieht sich sein Unternehmen auf dem sechsten Platz. Der Aufstieg soll dabei nicht nur über einfache Billig-Smartphones wie das Ideos X3 und das Ascend Y200 geschehen. Obwohl sich die Geräte bei Lidl & Co. sehr gut verkaufen und auch in Schwellenländern dem einstigen Handy-Riesen Nokia das (Über-)Leben schwer machen, nimmt Huawei auch das Hochpreissegment ins Visier.

Erstes Modell für diesen Bereich ist das Ascend P1, das in dieser Woche in Deutschland auf den Markt kommt. Es wird in den Farben "Matt Black", "Ceramic White" und "Metallic Red" angeboten, als unverbindliche Preisempfehlung nennt Huawei 449 Euro. Die COMPUTERWOCHE hat sich das mit dem Werbeslogan „Clever sah nie besser aus“ oder in Englisch „Beauty meets brains“ beworbene Gerät näher angeschaut.

Um das Thema Schönheit, aber auch die Usability kümmerte sich beim Ascend P1 der Chief Design Director Hagen Fendler, den Huawei Device bereits im August 2010 nach Shenzen geholt hatte. Wie der Münchner Diplom-Designer beim Launch-Event ausführlich darstellte, hat er sich etliche Gedanken darüber gemacht, wie sich das Ascend P1 beim Verkaufsprozess im Laden gegenüber den Scharen an immer ähnlicher werdenden Touchscreen-Smartphones durchsetzen könnte. Dazu gehört etwa das inzwischen eher unübliche Design: Das Gerät ist eckig, liegt aber dank abgerundeter Kanten und der superschlanken (7,7 Millimeter) und leichter (110 Gramm) Bauweise dennoch angenehm in der Hand. Bei der schwarzen Variante wird dieser Effekt sogar noch durch die gummierte Rückseite gesteigert, das das rote und insbesondere das weiße Modell sind hochglanzlackiert und entsprechend empfindlich, was Fingerabdrücke betrifft.

Aber auch auf den zweiten Blick kann das Smartphone überzeugen. Die Verarbeitung ist solide, die Spaltmaße halten sich im Rahmen. Bekritteln könnte man lediglich, dass die Abdeckung für den SIM-Karten-Schacht etwas zerbrechlich wirkt – anders als bei Testgeräten wird diese allerdings bei der üblichen Nutzung nicht so stark beansprucht.

Technisch gerade noch Oberklasse

Das Ascend P1 erhielt gute Bewertungen bei den Standard-Benchmarks Quadrant Standard...
Das Ascend P1 erhielt gute Bewertungen bei den Standard-Benchmarks Quadrant Standard...

Auch technisch ist das Gerät nicht von schlechten Eltern, wenn auch mittlerweile eher am unteren Ende des Highend-Segments angesiedelt: Motor des Ascend P1 ist eine leistungsfähige 1,5-Gigahertz-Dual-Core-CPU OMAP 4460 von Texas Instruments (Cortex A9), der ein Grafikprozessor von Imagination Technologies (PowerVR5 SGX540) und 1 GB RAM zur Seite gestellt wurden. Wie sich im Test zeigte, ist diese Kombination für die üblichen Nutzungsszenarien völlig ausreichend. Das Gerät erledigt sämtliche Aufgaben flüssig und ohne Ruckeln, so dass eine Quad-Core-CPU nicht wirklich vermisst wurde. Entsprechende Benchmark-Tests wie "Quadrant Standard" und "Vellamo" bestätigen den subjektiven Eindruck. Auch hier schnitt das Ascend P1 sehr gut ab – unter anderem besser als das Samsung Galaxy Nexus, mit dem das Huawei-Gerät CPU und GPU gemein hat.

...und dem von Qualcomm stammenden Vellamo.
...und dem von Qualcomm stammenden Vellamo.

Ein Grund für die gute Performance ist sicher die mittlerweile für Highend-Smartphones eher dezente Auflösung von 560 mal 960 Pixeln (nahezu qHD) des 4,3-Zoll-SuperAMOLED-Screens – viele Konkurrenten in der Oberklasse sind in punkto Display bereits bei (Half-)HD-Auflösung (1280 x 720 Pixel) angekommen, was entsprechend Rechen-Power fordert. Zu bemängeln ist indes, dass der interne Speicher mit 4 GB etwas knapp ausgefallen ist – hier hat Huawei klar am falschen Platz gespart. Zieht man den Platz für Betriebssystem und vorinstallierte Apps ab, stehen nur noch 2,3 GB zur freien Verfügung. Immerhin kann der Speicherplatz über eine microSD-Karte um bis zu 32 GB erweitert werden.

Großzügig bemessen ist dagegen der Akku: Dank einer Kapazität von 1800 mAh und eines speziellen Stromsparmechanismus, bei dem nicht genutzte Verbraucher abgeschaltet werden, hielt er im Praxistest problemlos über einen Tag durch. Huawei verspricht außerdem eine Sprechdauer von über acht Stunden, was allerdings nicht überprüft wurde. Angesichts dieser Leistung kann man es auch verschmerzen, dass der Akku fest im Gehäuse verbaut wurde.

Die restliche Ausstattung ist ganz passabel: Das Gerät funkt mit b/g/n WLAN, GSM, UMTS, HSPA+ (bis zu 21 Mbit/s im Download) und HSUPA (maximal 5,76 Mbit/s im Upload). Wem dies nicht reicht, kann auf die laut Huawei geplante LTE-Version warten. Für die Datenübertragung stehen weiterhin Bluetooth 3.0, DLNA sowie eine microUSB-Buchse mit integriertem MHL- und HDMI-Zugang zur Verfügung - ein entsprechender Adapter ist leider nicht im Paket enthalten. Erwähnenswert ist außerdem die 8-Megapixel-Kamera auf der Rückseite. Sie ist mit einem BSI-Sensor (Back Side Illuminated), Autofokus und LED-Blitz ausgestattet und schießt neben ganz passablen Einzelbildern auch Videos im Full-HD-Format (1080p). Zusätzlich gibt es auch eine videofähige (720p) Frontkamera mit 1,3-Megapixel-Auflösung.