HP schließt Servicesparte und entlässt

07.02.2006
Hewlett-Packards Supporteinheit CCCSC mit rund 63 Mitarbeitern an den Standorten Dornach bei München und Bad Homburg wird geschlossen. Von den Mitarbeitern trennt sich HP.

Die CCCSC GmbH deckt innerhalb des HP-Konzerns das gesamte Servicespektrum für die Digital-Equipment- und Compaq-Systeme ab, die HP 2002 mit der Compaq-Übernahme erstand. Hierzu zählen auch alle Alpha-Systeme unter (Open) VMS und Tru64-Unix.

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Der Service für diese Produktgruppen soll zum einen an HP-Subkontraktoren, zum anderen an hauseigene Organisationen übertragen werden. Informationen, die der computerwoche vorliegen, besagen, dass man hierzu auf Serviceanbieter aus dem polnischen Kattowitz und auf Mitarbeiter aus HPs Zukauf Triaton zurückgreife.

Joachim Walentowitz, Direktor HP Services Global Delivery, bestreitet dies. Ihm sei nicht bekannt, dass es Pläne gebe, die CCCSC-Tätigkeiten nach Polen zu verlagern. Vielmehr werde man unter anderem ein neu gegründetes Service-Center im bulgarischen Sofia nutzen, um mit deutschsprachigen Mitarbeitern den First-Level-Support zu leisten. Falsch sei auch, dass HP Triaton-Mitarbeiter als Ersatz für die CCCSC-Dienstleistungen heranziehe. "Die haben gar nicht das Know-how, das im CCCSC-Umfeld vonnöten ist."

Gerüchte, wonach sich HP durch die Betriebsschließung der CCCSC GmbH von älteren Mitarbeitern trennen wolle, bestreitet Walentowitz ebenfalls. "Das ist definitiv bei HP kein Thema. Wir haben keine Aktion geplant, um uns von älteren Mitarbeitern zu trennen." CCCSC-Angestellte könnten sich sehr wohl auf HP-Jobs im Unternehmen bewerben.

Die Frage, ob nun Anwender von Compaq/DEC-Systemen einen schlechteren Service befürchten müssen, verneint Edgar Aschenbrenner, Geschäftsführer HP Services Deutschland GmbH. Weder die CCCSC-Schließung noch der seit längerem bekannte Abbau von rund 1500 Stellen bei HP Deutschland werde sich für Kunden negativ auswirken. In einem Interview mit der HP-Benutzervereinigung Decus sagte Aschenbrenner, die organisatorischen Veränderungen hätten keinen Einfluss auf die Kontinuität der Geschäftsabläufe, Projekte und Verträge sowie die Einhaltung von Servicevereinbarungen.

Keine negativen Folgen?

Auf die Frage, wer nach der Entlassung aller CCCSC-Spezialisten den Support leisten werde, antwortete Aschenbrenner, die "proaktiven Leistungen" würden "gemäß Kundenvereinbarungen weiterhin durch HP-Mitarbeiter in den vorhandenen P-24- und Mission-Critical-Support-Teams erbracht. Dazu werden gerade die Kenntnisse im Bereich Tru64 und VMS in den entsprechenden Teams verstärkt."

Reaktive Leistungen mit direktem Kundenkontakt würden durch "deutschsprachige Mitarbeiter in Europa und über Business-Partner in Nearshore-Lokationen erbracht". Der Second-Level-Support ohne direkten Kundenkontakt werde durch HPs weltweite Competency-Center erledigt.

Walentowitz ergänzte, heute schon sei es so, dass HP Support anbiete, der von Spezialisten sowohl innerhalb des Unternehmens als auch von Partnern in Europa geleistet würde. Diesen Verbund von Experten werde HP weiter ausbauen. Auch das neue Service-Support-Center in Sofia werde hierin einbezogen. Dort würden künftig auch deutschsprachige Angestellte arbeiten. Die Mitarbeiter würden dafür ausgebildet, anfallende Support- und Servicefragen lösen zu können.

HP unterscheide bei den Supportverträgen mit Kunden in proaktive und Critical-System-Supportvereinbarungen. Bei Letzteren würden dedizierte Teams von Spezialisten sicherstellen, dass auf Störungen in kritischen Systemen sofort reagiert werde. In diesem Tätigkeitssegment werde das Unternehmen weiterhin deutschsprachige Supportteams unterhalten.

Warum nicht CCCSC-Mitarbeiter?

Die Frage, wieso man dann nicht gleich das Know-how der Servicetruppe in Dornach und Bad Homburg nutze, beantwortete Walentowitz ausweichend. Neben den CCCSC-Mitarbeitern gebe es auch andere Bereiche von HP, in denen das nötige Support-Know-how vorhanden sei. "Die CCCSC-Leute hatten ja das Wissen über die proprietären Compaq- und Digital-Systeme nicht exklusiv." Neben dem First-Level-Support, bei dem Mitarbeiter direkten Kontakt mit dem Kunden haben, unterhalte HP zudem seinen weltweiten Second-Level-Support, bei dem unternehmensinterne Experten mit Rat und Tat zur Seite stünden. Hieran ändere sich nichts.

Walentowitz betonte schließlich, dass es sich bei den CCCSC-Mitarbeitern, die tatsächlich Supportaufgaben im Tru64-, Open-VMS-und Alpha-Umfeld leisten, nicht um 63, sondern lediglich um etwa 44 Mitarbeiter handelt. Die weiteren Angestellten seien administrativen Tätigkeiten zuzuordnen.

Bereits im vergangenen Jahr hatte die US-amerikanische Firmenzentrale bekannt gegebenen, dass im Zuge von Restrukturierungen in Deutschland rund 1500 HP-Mitarbeiter ihren Job verlieren sollen. Der Personalabbau werde in zwei Phasen vorgenommen. Für die erste, im Januar 2006 begonnene, hatte der HP-Gesamtbetriebsrat mit der Geschäftsleitung einen Interessenausgleich und Sozialplan für 930 betroffene Mitarbeiter abgeschlossen. Weitere 410 HP-Beschäftigte sollen nach den Plänen 2007 entlassen werden, Sozialpläne hierfür gibt es noch nicht.

Hartleibige Leitung

Keine Abfindungsvereinbarungen existieren zudem für weitere 108 Emea-Mitarbeiter von HP in Dornach und für die rund 63 Angestellten der Compaq Computer Company Service Center GmbH (CCCSC), die ebenfalls ihren Job verlieren.

Im Fall der CCCSC-Beschäftigten hat sich nach der computerwoche vorliegenden Informationen die Böblinger Deutschland-Zentrale hartleibig gezeigt. Erst im Januar 2006 sei man mit dem CCCSC-Betriebrat zu Besprechungen zusammengetroffen. Diese seien aber kurzfristig von der Geschäftsleitung für gescheitert erklärt worden. Jetzt muss eine Einigungsstelle unter Vorsitz eines Arbeitsrichters entscheiden, wie die Vorstellungen des CCCSC-Betriebsrats und die der Geschäftsleitung auf einen Nenner gebracht werden können.

Problematisch für CCCSC und seine Servicemitarbeiter in Dornach ist vor allem deren Durchschnittsalter. Dies beträgt rund 47 Jahre. Allein aus diesem Grund dürfte die Arbeitnehmervertretung versuchen, mit Entschlossenheit bessere Bedingungen für ihre Mitarbeiter auszuhandeln. Der Betriebsrat von CCCSC wollte sich zu den Informationen mit Verweis auf das laufende Verfahren nicht äußern.