NT und Unix gleichermaßen interessant

HP läßt im Unix-Server-Markt die Muskeln spielen

06.06.1997

Ungewöhnlich deutlich wies HP-CEO Lewis Platt darüber hinaus Sun Microsystems in die Schranken. Dieses Unternehmen äußere sich kritisch über die Tatsache, daß HP sowohl das NT- als auch das Unix-Umfeld bedienen wolle. Wenn Sun öffentlich daran zweifle, daß HP beide Betriebssysteme gleichermaßen unterstützen könne, so müsse man sich einmal vor Augen führen, wer diese Kritik äußere: ein Hersteller, der im vergangenen Geschäftsjahr rund 7,1 Milliarden Dollar Umsatz erwirtschaftet habe. Es sei verständlich, wenn eine solch kleine Firma sich nicht mit zwei Betriebssystem-Plattformen belasten könne. HP hingegen habe 1996 jedoch 38 Milliarden Dollar umgesetzt. Da sei es ein leichtes, Unix- und NT-Systeme auf breiter Basis anzubieten und Serviceleistungen für beide Welten zu offerieren.

An neuen Servern präsentierte HP zum einen das System "HP9000 V2200". Hierbei handelt es sich um das erste V-Klasse-Modell von HP. Kennzeichen der zunächst mit bis zu 16 Prozessoren (PA-8200 mit 200 Megahertz Taktrate) im symmetrischen Multiprocessing-(SMP-)Betrieb arbeitenden Maschine ist die "Hyperplane"-Verbindungstechnologie. Bei dieser hat HP Know-how von der Firma Convex entlehnt.

HP hatte den Supercomputer-Hersteller 1995 aufgekauft. Convex nutzte in seinen erstmals im Juni 1994 vorgestellten "Exemplar"-Rechnern Gallium-Arsenid- (GaAS-)Crossbar-Switches, um die Kommunikation zwischen den einzelnen Prozessoren zu gewährleisten.

Cluster mit bis zu 512 Prozessoren

Analysten der Bloor Research Group hatten damals in einer großangelegten Vergleichsstudie von 14 Host-Systemen insbesondere das Convex-Verbindungs-Konzept ausgesprochen positiv beurteilt (siehe CW Nr. 4 vom 26. Januar 1996, Seite 30). Hyperplane garantiert nach Aussagen des Unternehmens eine Bandbreite von 15,3 GB/s.

Das V2200-System arbeitet unter dem ebenfalls neuen 64-Bit-Betriebssystem HP-UX in der Version 11.0. 1998 sollen sich die V2200-Maschinen auf 32 CPUs ausbauen lassen. Außerdem könnten dann auch HPs PA-8500-RISC-Prozessoren eingesetzt werden. Der Server sei ferner bereits auf die IA-64-Architektur eingerichtet, die gemeinsam von HP und Intel entwickelten CPUs der nächsten Generation. "Merced", der erste Chip dieser Linie, soll Ende 1998 auf den Markt kommen.

Daneben zeigte die Platt-Company die beiden Midrange-Modelle der K-Klasse "K370" und "K570" unter HP-UX 10.20, die sich mit einem bis sechs HP-PA-Prozessoren (PA-8200) bestücken lassen. Die maximale Hauptspeichergröße beträgt 4 GB (K370) beziehungsweise 8 GB (K570).

Für noch größere Rechenleistung gedacht sind die auf den K- beziehungsweise V2200-Modellen basierenden Cluster-Lösungen der Enterprise-Parallel-Server-(EPS-)Familie. "EPS 23" fußt auf K-Modellen und kann bis zu 84 Prozessoren zusammenschmieden. Das größere Modell "EPS 40" ist aus den V2200-SMP-Rechnern aufgebaut und verbindet bis zu 512 CPUs.

HP gab bekannt, daß man auf den V-Klasse-Systemen die Non-Uniform-Memory-Access-(Numa-)Architektur unterstützen werde.

Last, but not least wird HP sogenannte "Foundation Environments" anbieten. Das sind Produktpakete aus HP9000-Servern, Betriebssystem- und Knotenkommunikationssoftware, Massenspeicher-Subsystemen sowie Beratungs- und Supportdienstleistungen. Sie sollen, verspricht das zweitgrößte Computerunternehmen, dem Anwender eine Systemverfügbarkeit von 99,95 Prozent garantieren.