Bei kaum erhöhtem Umsatz sank der GmbH-Gewinn um 24 Prozent:

HP kann Preiseinbrüche nicht kompensieren

04.03.1988

BÖBLINGEN (ujf) - Wenig Zufriedenheit in den Gesichtern des deutschen Hewlett-Packard-Managements Die größte Auslandstochter des US-amerikanischen Meßtechnik- und DV-Konzerns hat sich im Geschäftsjahr 1987 (31. Oktober) mit einem Umsatz von knapp 2,5 (2,46) Milliarden Mark zwar leicht erholt, blieb aber hinter dem Ergebnis von 1985 zurück. Der Gewinn bröckelte ab auf 113.6 (149,6) Millionen Mark.

Bereits zum zweiten Mal hintereinander mußte die Böblinger Geschäftsführung unter Eberhard Knoblauch der Öffentlichkeit eine Jahresbilanz ohne Erfolgszahlen präsentieren. Der Dollarkurs, der zunächst zu den satten Steigerungsraten der Jahre 1984 und 1985 beigetragen hatte, zwang im Berichtsjahr - wie schon 1986 - zu drastischen Preissenkungen. So blieb es, trotz eines Mengenwachstums um knapp ein Viertel, bei

zwei Prozent Umsatzplus in deutscher Wahrung. Auf Dollarbasis hingegen verbesserten sich die Schwaben um 23 Prozent.

Hatte die HP GmbH 1986 trotz Mindereinnahmen in Hohe von 135 Millionen Mark den Jahresüberschuß noch um 9 Millionen auf 149,6 Millionen Mark steigern können, so fiel der 1987er Gewinn hinter den des Jahres 1984 zurück; Grund für Geschäftsführer Eberhard Knoblauch und seinen Verwaltungschef Heinz Fischer, erneut über die politischen Rahmenbedingungen zu wettern. In keinem Land, in dem HP tätig ist, sei die Gesamtsteuerbelastung so hoch wie in der Bundesrepublik.

Die HP-Manager klagten, zusammen mit dem niedrigen Dollarkurs und den hohen Lohnkosten führe die fiskalische Last zu Wettbewerbsnachteilen, die auch durch höhere Produktivität kaum auszugleichen seien. Andere Mitgliedsländer der EG, beispielsweise Großbritannien, seien schon so vernünftig gewesen, die Unternehmensbesteuerung zu reduzieren.

Trotz der hohen Kosten will HP auch 1988 in der Bundesrepublik investieren und zusätzliche Mitarbeiter einstellen. Weil das Unternehmen von einem guten Jahr 1988 ausgeht - Knoblauch: "mit 20 Prozent Mengenwachstum bin ich nicht zufrieden!" - sollen um die 200 neue Arbeitsplätze geschaffen werden. 1987 hatte HP die Belegschaft um 285 auf 5130 Beschäftigte vergrößert und mit 375,5 Millionen Mark 14 Prozent mehr als im Vorjahr für deren Löhne und Gehälter aufgewendet. Im Zuge der geplanten Expansion stehen auch Neubauten und Anmietungen für den Vertrieb auf dem Programm - 32000 Quadratmeter sollen bis 1991 hinzukommen.

Seine Zuversicht, im Geschäftsjahr 1988 nicht nur nach Menge, sondern

auch nach D-Mark das bisher beste Jahr (1985) zu übertreffen, stützt Geschäftsführer Knoblauch allerdings nicht allein auf den Inlandsvertrieb.

Denn nur 1,16 Milliarden Mark oder 46,5 Prozent des GmbH-Umsatzes stammen aus der Bundesrepublik. Den größeren Teil des Geschäfts macht HP mit dem Export von Analysegeräten und bestimmten DV-Produkten an die US-Mutter sowie an Schwestergesellschaften. Entsprechend plant die Böblinger Gesellschaft Investitionen in diverse Eigenentwicklungen; beispielsweise trägt Deutschland im Konzern die weltweite Verantwortung für kommerzielle DV-Systeme, Unix, Tools sowie Anwendersoftware für CAD und CIM.

Im DV-Bereich, dessen Auftragseingang 1987 bei etwa 800 Millionen Mark lag, wird HP heuer eine Reihe neuer Produkte auf den Markt bringen, die unter dem 1987 eingeführten Markennamen "HP Precision Architekture" angeboten werden. Zu den wesentlichen Stichworten des Jahres 1988 zählen die Böblinger Standardisierung und insbesondere Unix.

In ihrer Marketingstrategie setzt die Hewlett-Packard GmbH ihre Hoffnungen in die Branchen Chemie, Elektronik und Maschinenbau, die Automobilindustrie samt ihrer Zulieferer sowie die öffentlichen Verwaltungen. So ist HP neben sechs weiteren Herstellern mit von der Partie bei einer großangelegten Entwicklungskooperation auf dem Gebiet der Bürokommunikation, die die Landesregierung von Baden-Württemberg im Rahmen ihres Landessystemkonzepts initiiert hat.