Vernetzungstrend bei Reservierungssystemen

Hotel-Management-Software ist in den 90em stark gefragt

18.05.1990

Reservierungs- und DV-Systeme sind für die Hotel- und Touristikbranche wichtiger denn je. Schnittstellen zwischen den unterschiedlichen Systemen werden nach Ansicht von Volker Heiner* schon bald ebenso selbstverständlich sein, wie ein breites Angebot qualifizierter Software. Die Fremdenverkehrs-Organisationen, Hotels und Reisebüros stehen dieser Entwicklung sehr positiv gegenüber.

Systeme, die ein komplettes Hotelmanagement erlauben, werden zu den interessanten technologischen Weiterentwicklungen der 90er Jahre zählen. Zu diesen Ergebnissen kommt die internationale Beratungsgruppe Horwarth & Horwarth zusammen mit der Hotelkooperation Best Western in einer Studie, die auch auf eine Reihe weiterer wichtiger Trends hin weist.

Die Zahl der Anbieter von Hotelsoftware wird sich demzufolge aufgrund der zunehmenden funktionalen Anforderungen und der damit verbundenen Spezialisierung verringern. Die mittlere Datentechnik dürfte ihre Bedeutung beibehalten allerdings ist der Übergang von der PC- in die MDT-Welt fließend.

Front-Office-Systeme drängen in Zukunft, so erwartet Bernd H. Schwentick, Geschäftsführer der Best Western Deutschland, in verstärktem Maße als Programmteile von Property-Management-Systemen auf den Markt. Der bisherige Funktionsumfang dieser Software wird sich wesentlich erweitern.

Schnittstellen zu anderen Programmen und Datenübertragungs-Funktionen sind in Zukunft selbstverständlich. Außerdem ist eine Verbesserung bei der Erfassung und Auswertung von Kundenprofilen zu erwarten. Künftig wird es möglich sein, bei Reservierungen beziehungsweise beim Check-In Informationen über die Kunden und ihre Gepflogenheiten zu bekommen.

Entwicklungen im Bereich der Überbuchungskontrolle sollen durch Eingabe von Umfelddaten (Zeitpunkt und Größe von regionalen Veranstaltungen, Berücksichtigung von Feiertagen und Urlaubszeiten) und durch die Auswertung von Vergangenheitsdaten Buchungen über 100 Prozent ermöglichen, um Belegungszahlen von annähernd 100 Prozent zu erreichen.

In absehbarer Zeit dürften Yield-Management-Anwendungen in DV-Systeme der Hotellerie implementiert werden. Während zur Zeit in den USA große Hotelketten derartige Systeme für die Maximierung der Zimmerumsätze einführen, sind in Europa entsprechende Voraussetzungen erst zu schaffen.

Best Western hat vor kurzem damit begonnen, neue Front-Office-Technologien zu realisieren. Einheitliche DV-Strukturen spielen dabei eine wesentliche Rolle. In einem ersten Schritt sollen alle deutschen Best-Western-Hotels mit dem neuen "Plato"-System ausgerüstet werden. Damit ist es möglich, auf der Basis von Personal Computern direkt vom Hotel aus Zugriff auf das weltweite Best-Western-Reservierungssystem, das über eine Anbindung an andere internationale Reservierungssysteme verfügt, zu erhalten.

Von jedem Hotel aus können dann Reservierungen in allen angeschlossenen Hotels vorgenommen und die Verfügbarkeit des eigenen Hauses für jeden Tag direkt aktualisiert werden. Nächster Schritt der Entwicklung wird die Erweiterung der Plato-Systeme durch ein komplettes Property-Management-System (Computersysteme im Einsatz für den Betrieb und das Management eines Hotels) sein.

Dieses System stellt in einer benötigten Funktionen zur Verfügung. Wichtige Bestandteile werden der Empfang von eingehenden Buchungen beziehungsweise Stornierungen und die automatische Aktualisierung von Reservierungs- und Verfügbarkeitsdaten sein.

Aus einer Untersuchung über Informations- und Reservierungssysteme für den deutschen Fremdenverkehr, die von der Münchner Marketing Beratung Fried & Partner im Auftrag der zuständigen Verbände durchgeführt wurde, geht hervor:

- Über 80 Prozent der Fremdenverkehrsstellen sind grundsätzlich für den Anschluß an ein Informations- und Reservierungssystem.

- 78 Prozent der Beherbergungsbetriebe sind Informations- und Reservierungssystemen gegenüber positiv eingestellt. Lediglich ein Teil der kleineren Betriebe ist noch skeptisch.

- Zwei Drittel der Reisebüros sehen sich selbst als Nutznießer verbesserter Buchungsmöglichkeiten über ein Informations- und Reservierungssystem. Viele sind der Ansicht, daß durch ein solches System der innerdeutsche Reiseverkehr positiv beeinflußt werden könnte.

Im Bereich der kleinen und mittleren Hotels liegen nach Aussagen des Friedrichsdorfer Software-Anbieters Banc, Basisanwendungen für Computersysteme, die weitaus größten Rentabilitätsreserven. Laut Banc-Geschäftsführer Alfred Wolff sollten sich insbesondere die unabhängigen Betreiber kleinerer Hotelbetriebe die Flexibilität bewahren, um neue EDV-Technologien in Anspruch zu nehmen.

Die Verfeinerung der Hotelsoftware-Programme werden auch das Service-Angebot und die Annehmlichkeiten für die Hotelgäste verbessern. Dabei ist nicht davon auszugehen, daß sich deutliche Einsparungen an Arbeitskräften ergeben; vielmehr können zusätzliche Dienstleistungen noch effizienter und schneller ausgeführt werden.

Bei der Auswahl einer DV-Problemlösung muß nach den Worten von Banc-Geschäftsführer Wolff in jedem Fall das Gesamtpaket berücksichtigt werden. Hierbei sind, ausgehend von der Ist-Analyse des Hotel- oder Restaurantbetriebes, der Anbieter als solcher, die Hardware, die Software, die Serviceleistungen und letztlich das Preis-/Leistungs-Verhältnis zu berücksichtigen.